Krach im Präsidium: Allstar Game wird zur Nebensache

Nürnberg (dpa) - Eigentlich sollte das Allstar Game in Nürnberg die harmonischen WM-Wochen der deutschen Handballer abrunden. Ein handfester Konflikt im DHB-Präsidium hat die Präsentation der Nationalspieler am Freitag (20.15 Uhr) gegen eine Bundesliga-Auswahl allerdings in den Hintergrund gedrängt.

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Zwei Tage vor der Präsidiums-Sitzung am Freitag in der Frankenmetropole warf DHB-Präsident Bernhard Bauer dem Vizepräsidenten Bob Hanning Egoismus vor. „Ich erwarte von Bob, dass er seine Teamfähigkeit verbessert“, hatte sich Bauer in der aktuellen Ausgabe der „Sport Bild“ äußerst kritisch über Hanning geäußert, mit dem er im September 2013 gemeinsam an die Verbandsspitze gewählt worden war.

Auch am Donnerstag war von Hanning zu den Vorwürfen keine Stellungnahme einzuholen. Wahrscheinlich wollte der Vize, der gleichzeitig Geschäftsführer des Pokalsiegers Füchse Berlin ist, den Zwist nicht weiter vertiefen. Tags zuvor hatte er nur kurz unter einem Trainingsbild vieldeutig getwittert: „Konzentration auf die wesentlichen Dinge - Jugendtraining gemeinsam mit Dagur Sigurdsson.“

Der DHB hatte über Generalsekretär Mark Schober am Mittwoch in einer offiziellen Stellungnahme mitteilen lassen: „Wir werden das intern aufarbeiten und einen Weg finden“. Das Treffen der Verbandsspitze in Nürnberg kommt da gerade recht.

Auslöser des schon länger schwelenden Konflikts zwischen Bauer und Hanning ist wohl der Alleingang des Füchse-Machers bei der Suche nach einem neuen Frauen-Bundestrainer. Der frühere Nationalspieler Stefan Kretzschmar berichtete bei „Spiegel Online“, dass Hanning ihm den Posten angetragen habe. Nach reiflicher Überlegung sagte Kretzschmar indes ab. Von Hanning ist bekannt, dass ihm vieles im Verband zu langsam geht. Der 46-Jährige ist ein Freund der kurzen Entscheidungswege, so wie er es von den Füchsen kennt.

Das gute Bild, zu dem die deutschen Handballer mit engagierten Leistungen und dem Einzug ins WM-Viertelfinale in Katar beigetragen hatten, hat durch die Disharmonie im Präsidium zweifellos Kratzer abbekommen. Das wird auch eine Show-Veranstaltung wie das Allstar Game in Nürnberg nicht übertünchen können.

Dennoch wollen sich die WM-Spieler von den deutschen Fans feiern lassen. „Ich hoffe, dass das passiert. Ich glaube, dass wir da auch zu Hause einen guten Eindruck gemacht haben“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer, der gegen die internationale Bundesliga-Auswahl sein 100. Länderspiel bestreiten wird. Auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson freut sich auf die Veranstaltung: „Für uns ist das Allstar Game eine sehr schöne Gelegenheit, dass wir uns bei unseren Fans unmittelbar nach der WM bedanken und Heimspiel-Atmosphäre erleben können.“

Die 7622 Zuschauer in der ausverkauften Arena in Nürnberg sehen neben den deutschen Stars auch WM-Medaillengewinner in Aktion. In der Auswahl der Ausländer spielt Frankreichs Goldjunge Kevynn Nyokas von Frisch Auf Göppingen. Der SC Magdeburg schickt Bartosz Jurecki, der sich mit Polen Bronze sicherte.