Handball-Terminkollision Löwen-Frust über Verbände - Roggisch: Mussten Zeichen setzen

Mannheim (dpa) - Andy Schmid ließ seinem Frust über den Eklat im Terminstreit zwischen der Handball-Bundesliga und dem Europa-Verband EHF freien Lauf.

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„Das ist eine Verarschung. So wird unser Sport kaputt gemacht“, schimpfte der Regisseur des deutschen Meisters Rhein-Neckar Löwen nach dem souveränen 31:20-Sieg im Bundesligaspiel gegen Frisch Auf Göppingen. „Für uns als Spieler ist das nur traurig, wenn die Funktionäre das nicht hinkriegen.“

Seit Monaten tobt ein Streit zwischen der HBL und der EHF um die Terminierung von Spielen mit deutscher Beteiligung in der Champions League. Nun ist es zum großen Knall gekommen - und die Leidtragenden sind die Löwen, die am 24. März sowohl in der Königsklasse bei Vive Kielce als auch in der Bundesliga beim THW Kiel antreten müssen. Weil dies schon aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten gar nicht möglich ist, schickt der Meister seine zweite Mannschaft zum Achtelfinal-Hinspiel nach Polen.

„Das ist für manche vielleicht nicht nachvollziehbar. Wir glauben aber, dass die Sponsoren, die Fans und die Mannschaft hinter der Entscheidung stehen“, sagte Teammanager Oliver Roggisch. „Wir haben lange Vieles mit uns machen lassen. Irgendwann mussten wir ein Zeichen setzen. Jetzt war ein Punkt erreicht, auch mal Nein zu sagen.“

Gute Argumente im Terminstreit haben beide Seiten, die sich aber längst fast unversöhnlich gegenüberstehen. Die Bundesliga verweist auf den neuen und lukrativen TV-Vertrag, der zwei Live-Spiele in der ARD beinhaltet. Das Topduell Kiel gegen Löwen am 24. März garantiert eine enorme Reichweite im Kampf um Popularität und Sponsoren - zumal die Fußball-Bundesliga da pausiert.

In vielen europäischen Ländern gilt dagegen die Champions League als TV-Premiumprodukt, weshalb die Vereine ihre Heimspiele immer am Wochenende austragen wollen. „Die Königsklasse wird zur Farce, wenn die EHF und die HBL nicht in der Lage sind, das hinzubekommen. Das ist eine ganz bedenkliche Situation“, sagte Göppingens Trainer Rolf Brack.

Die Probleme sind nicht neu, denn bereits im November vergangenen Jahres gab es eine Terminkollision. Damals mussten die Rhein-Neckar Löwen innerhalb von 25 Stunden erst das TV-Spiel in der Bundesliga beim SC DHfK Leipzig und dann das Gruppenspiel in der Königsklasse beim FC Barcelona bestreiten. „Das war schon ein ganz dickes Brett“, sagte Roggisch. „Jeder hat gedacht, dass so etwas im Handball nicht noch einmal vorkommt. Unfassbar, dass jetzt wieder eine solche Situation eingetreten ist.“

Dabei hätten es die Mannheimer sogar erneut in Kauf genommen, einen Tag nach dem Spiel in Kiel in Kielce anzutreten. „Das wäre die beste sportliche Lösung gewesen“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Doch die EHF ging auf diesen Vorschlag mit Verweis auf die Gesundheit der Spieler und die Löwen-Kritik in der Causa Leipzig/Barcelona nicht ein und forderte stattdessen vom deutschen Meister einen Tausch des Heimrechts, was dieser ablehnte. So blieb am Ende nicht nur bei Jacobsen die Erkenntnis: „Wir hätten sehr gerne beide Partien gespielt, aber wir können nicht zaubern.“