Löwen vor Durchmarsch - Kiel und Flensburg resignieren

Kiel (dpa) - Sieben Spieltage vor Meisterschaftsende geben die Mitfavoriten THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt das Titelrennen in der Handball-Bundesliga verloren. Beide haben als ärgste Verfolger von Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen jeweils einen Punkt eingebüßt und scheinen zu resignieren.

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„Es ist mehr oder weniger vorbei“, bekannte Anders Eggert von der SG Flensburg-Handewitt kleinlaut, nachdem sein Team nicht über ein 23:23 beim SC Magdeburg hinausgekommen war.

Die Löwen (44:6 Punkte) sind in der schiefen Tabelle mit zwei (Kiel 42:8) bzw. drei (Flensburg 43:9) Minuspunkten weniger belastet und haben damit beste Aussichten auf den Gewinn ihres ersten großen nationalen Titels.

Ernüchterung herrscht beim THW Kiel. Der Rekordmeister hatte beim Abstiegskandidaten HBW Balingen-Weilstetten (22:22) erneut einen schlechten Tag erwischt. „Sind wir in der Verfassung, in der wir zwei Punkte und 32 Tore aufholen können?“, sagte THW-Trainer Alfred Gislason den „Kieler Nachrichten“ (Freitag) und gab mit seiner rhetorischen Frage die Antwort. Soll heißen: Wir sind raus! „Das tut sehr weh, jetzt sieht es nicht gut aus“, gestand Gislason. Für den Klassen-Primus eine bittere Erkenntnis. Denn mit einer Ausnahme (2011 HSV Hamburg) waren die Schleswig-Holsteiner seit 2005 immer Meister.

Der THW hat in dieser Saison jedoch zu viele Baustellen, als dass er sich zum 21. Mal mit der Meisterschaftsschale schmücken könnte. Viele Verletzte im Saisonverlauf sowie der Umbau der Mannschaft durch späte Verpflichtungen unterbrachen immer wieder den Rhythmus des dreimaligen Champions-League-Gewinners.

„Man muss auch selbst so spielen, dass man es verdient, deutscher Meister zu werden. Das haben wir in Balingen nicht gemacht“, gestand Gislason. Der Coach will es den Löwen aber nicht zu leicht machen. „Wir werden bis zum Ende kämpfen“, versprach der Isländer.

Die Flensburger, deren einzige Meisterschaft schon zwölf Jahre zurückliegt, glauben ebenfalls nicht mehr an den großen Wurf. „Die Rhein-Neckar Löwen haben eine hervorragende Saison gespielt und sind für mich riesige Favoriten“, sagte der Däne Eggert. Die Schwerpunkte werden jetzt verschoben. Im Fokus steht fortan die Champions League. „Nun müssen wir uns voll auf die beiden Partien gegen Kielce fokussieren“, lautet die Ansage von Geschäftsführer Dierk Schmäschke.

Die Löwen hingegen wollen von der Favoritenbürde nichts hören. „Wir wissen, dass wir noch sieben Spiele gewinnen müssen, um Meister zu werden“, sagte Löwen-Coach Nicolaj Jacobsen dem TV-Sender Sport1. Die Mannheimer haben allerdings das leichteste Restprogramm.

Auch die HBL schiebt dem Tabellenführer die Favoritenrolle zu. „Die Löwen haben es jetzt selbst in der Hand“, sagte Frank Bohmann, der Geschäftsführer des Liga-Verbandes. „Sie haben keine internationalen Belastungen mehr und sie haben das beste Torverhältnis.“