Rio kein Gedanke: Bundestrainer fordert Testspielsiege

Köln (dpa) - Drei Wochen nach der ärgerlichen Niederlage gegen Katar hat Dagur Sigurdsson das Thema Olympia in Rio vorerst aus den Köpfen seiner Handball-Europameister verbannt und fordert volle Konzentration auf die Tests gegen Dänemark und Österreich.

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„Wir machen den Kader für Olympia im Sommer. Alles, was jetzt zählt, ist, die Länderspiele zu gewinnen. Wer im Sommer am besten in Form ist, der ist dann dabei“, erklärte der Bundestrainer energisch und fügte an: „Die Jungs sind gut drauf. Das einzige, was uns stört, ist die letzte Niederlage gegen Katar. Jetzt wollen wir das besser machen.“

Das 24:26 gegen den WM-Zweiten macht dem ehrgeizigen Isländer noch immer zu schaffen - zumal es davor einen 32:17-Kantersieg gegeben hatte. Da kommt ihm ein Hochkaräter wie Dänemark an diesem Samstag (15.45 Uhr/Sport1) in Köln gerade recht, um den Fokus allein auf die nächste Partie zu richten. „Dänemark ist eine sehr starke Nation. Bis jetzt waren die Spiele gegen die immer eng, sehr gut und sehr interessant“, sagte Sigurdsson.

Damit erinnerte er daran, dass die Skandinavier als WM-Halbfinalist 2009, 2011 und 2013 sowie aktueller WM-Fünfter seit Jahren die Weltspitze mitbestimmen. Auf dem Weg zum EM-Titel hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit dem 25:23 gegen die Dänen im letzten Hauptrundenspiel den Einzug ins Halbfinale perfekt gemacht.

Schon am Sonntag (15.30 Uhr/ZDF) steht dann mit der Partie gegen Österreich in Gummersbach die nächste Prüfung auf dem Plan. „Ein Testspiel-Schlendrian wäre das völlig falsche Signal“, warnte DHB-Leistungssportchef Bob Hanning vor Überheblichkeit gegenüber einem vermeintlich schwächeren Kontrahenten. „Wir sind klar die bessere Mannschaft. Aber mit einer Leistung wie im zweiten Spiel gegen Katar verlieren wir auch gegen Österreich“, sagte Hanning.

Auch er fordert von der Mannschaft, nur nicht an Rio zu denken. „Die Bewerbung für Olympia läuft jede Woche in der Bundesliga“, erklärte er. Sigurdsson bekam erst am Mittwochabend im Training durch die Knieverletzung von Christian Dissinger eine Bestätigung für seine Zurückhaltung bei der Kaderplanung. Meniskus eingeklemmt und eingerissen, Operation, mehrmonatige Rehabilitation - die Olympia-Chancen des Rückraumspielers vom THW Kiel tendieren gegen Null. „Das tut mir unglaublich leid für Christian, der zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit einen Einsatz für die Nationalmannschaft mit einer schweren Verletzung bezahlt“, sagte Kiels Geschäftsführer Thorsten Storm.

Nach dem Hallen-Hickhack durch die Doppelbelegung der Lanxess Arena in Köln, in dessen Ergebnis der Europameister zugunsten des Eishockey-Heimteams Kölner Haie vom Freitag auf den Samstag auswich, will die DHB-Auswahl nun wieder sportlich für Schlagzeilen sorgen. „Ich glaube nicht, dass das Auswirkungen auf das Spiel hat“, sagte DHB-Generalsekretär Mark Schober. Und Sigurdsson ergänzte: „Wären wir nicht Europameister, würden wir dieses Spiel auch gewinnen wollen.“

Damit die wohl mehr als 13 000 Fans in Köln und die mehr als 4000 Anhänger in Gummersbach auf ihre Kosten kommen, ist von den Spielern EM-Form gefordert. „Die Leidenschaft muss da sein, sonst sind wir nur Mittelmaß“, meinte Hanning und verlangte eine „konzentrierte Gelassenheit“. „Wir wollen gegen Dänemark und Österreich gewinnen“, bemerkte der Bundestrainer, „das sind keine Testspiele wie im Verein, sondern das sind Länderspiele. Und die will man gewinnen.“

Während Dissinger auf sein Comeback nach dem Muskelbündelriss von der EM verzichten muss, kehren drei andere Europameister zurück. Nach überstandenen Erkrankungen und Blessuren sollen Steffen Fäth, Jannick Kohlbacher und Hendrik Pekeler nach Zwangspausen zum Einsatz kommen.