Handball-Frauen vor Heim-WM ohne Bundestrainer

Leipzig (dpa) - 21 Monate vor der Heim-Weltmeisterschaft stehen die deutschen Handball-Frauen ohne Bundestrainer da. Nach nur einem Jahr und negativer Länderspiel-Bilanz ist Jakob Vestergaard aus seinem Amt geschieden.

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Der 41 Jahre alte Däne und der Deutsche Handballbund (DHB) beendeten überraschend mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit. Laut der Mitteilung des Verbandes vom Ostermontag ist die Trennung einvernehmlich erfolgt.

Als Grund wurde eine fehlende Basis für die Zusammenarbeit genannt. Der ursprünglich bis 31. Dezember 2017 und damit bis nach der Heim-WM gültige Vertrag wird aufgelöst. „Wir haben die Situation offen und ehrlich analysiert. Dabei mussten wir erkennen, dass unsere Wege für den Erfolg des deutschen Frauenhandballs nicht mehr zusammenfinden werden. Die Gründe sind vielfältig und liegen auf beiden Seiten“, erklärte Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport im DHB.

Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Mit Blick auf die anstehende EM-Qualifikation im Juni und die Heim-WM vom 1. bis 17. Dezember 2017 wolle der Verband „zeitnah einen neuen Bundestrainer präsentieren“.

Vestergaard hatte das Amt erst vor einem Jahr von seinem Landsmann Heine Jensen übernommen. „Wir sind uns einig, dass es leider keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit mehr gibt“, sagte der Däne. In den fünf Länderspielen dieses Jahres hatte es nur einen Sieg gegeben.

An der WM in Dänemark im vorigen Dezember hatte die Nationalmannschaft nur dank einer Wildcard teilgenommen, nachdem die Qualifikation durch zwei Niederlagen gegen Russland verpasst worden war. Am Ende stand der enttäuschende 13. Platz zu Buche - gleichbedeutend mit dem Olympia-Aus für Rio de Janeiro. Vestergaards Bilanz ist mit elf Niederlagen, einem Remis und neun Siegen in 21 Spielen negativ.

Dabei gilt Vestergaard mit seinen zwei Champions-League-Siegen mit Viborg HK als ausgewiesener Fachmann. Doch nicht wenige haben zuletzt mit Befremden zur Kenntnis genommen, dass der Däne seine Ansprachen in den Auszeiten während der Spiele in Englisch statt in Deutsch gehalten hat.

Für den DHB ist es eine Trennung zur Unzeit. Kurz vor Abschluss der Qualifikation für die EM im Dezember in Schweden und vor allem mitten im Neuaufbau für das Prestigeprojekt Heim-WM muss der Verband einen neue Bundestrainer finden. Für die EM-Teilnahme muss die DHB-Auswahl gegen die Schweiz am 1. Juni und gegen Island am 4. oder 5. Juni Platz zwei in der Gruppe 7 hinter den bereits qualifizierten Französinnen verteidigen.

„Wir werden nun gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche WM 2017 stellen. Das Fundament dafür ist das individuelle Potenzial unserer Nationalspielerinnen, das wir in enger Kooperation mit den Vereinen optimal nutzen müssen“, sagte DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld unkonkret.

Das Traineramt der Frauen-Auswahl bleibt für den Verband ein Problemposten. In den letzten 25 Jahren gab es zwölf Bundestrainer, wobei Lothar Doering und Ekke Hoffmann zweimal in der Verantwortung standen. Die letzte Medaille hatte das DHB-Team 2007 mit WM-Bronze unter Armin Emrich.