Schiedsrichterbestechung im Handball - Schwenker sieht sich als Opfer

Der ehemalige Kiel-Manager greift die Konkurrenz an.

Kiel. Es geht um alles in diesem Prozess, um die Frage, ob es im Handball fair zugeht, oder ob diese Sportart durch Schiedsrichterbestechung und Manipulation gesteuert wird. Ex-THW-Manager Uwe Schwenker und Ex-THW-Trainer Zvonimir Serdarusic wird vorgeworfen, das Champions League-Finalrückspiel von 2007 gegen Flensburg-Handewitt mit 92 000 Euro bei polnischen Schiedsrichtern gekauft zu haben. Alle bestreiten die Vorwürfe. Schwenker wähnt sich als Opfer eine Verschwörung durch die Konkurrenz des HSV Hamburg und der Rhein Neckar-Löwen.

Schwenker, der als einflussreichster Mann im europäischen Handball galt, erhält beim Betreten des Gerichtssaals Applaus. Serdarusic schreitet leise durch die Tür. Zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Skandals wirkt er gebrochen, die Vorwürfe haben ihn schmaler und noch nachdenklicher werden lassen.

Beide Angeklagten würdigen sich keines Blickes. Sie reden nicht miteinander, seit Serdarusic im Juni 2008 von seiner Aufgabe als Coach des THW Kiel entbunden worden war, den er als sein Lebenswerk betrachtet hatte.

Dem Ziel, den Skandal als Versuch darzustellen, den THW Kiel und Schwenker kaltzustellen, ist die Verteidigung Schwenkers näher gekommen. Laut Schwenkers Aussage von November 2009 soll HSV-Präsident Andreas Rudolph vor Zeugen erklärt haben, es gehe nicht darum, ob die Vorwürfe gegen Schwenker zuträfen, sondern nur darum, dem THW Kiel und Schwenker zu schaden.

Auch habe Löwen-Beiratschef Dieter Matheis, der den Skandal durch einen Brief an Schwenker erst ausgelöst hatte, in seiner Vernehmung widersprüchliche Angaben darüber gemacht, wann er von den Vorwürfen erfahren habe. Nach dem ersten Verhandlungstag kündigt Schwenker noch weitere Details an, die ihn entlasten werden: „Es wird“, sagt er selbstsicher, „noch die eine oder andere Überraschung geben“. Nächsten Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt, dann wird der Hauptbelastungszeuge Jesper Nielsen, Gesellschafter der Rhein Neckar-Löwen, vernommen.