EM-Gastgeber Schock für Kroatien: Gold-Mission in Gefahr

Split (dpa) - Nach der Entzauberung durch Rekord-Europameister Schweden sanken Kroatiens Handballer enttäuscht zu Boden - und auch auf den Rängen und in den vielen Bars des Landes herrschte lähmendes Entsetzen.

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Die unerwartete 31:35-Pleite im letzten Vorrundenspiel hat den Hoffnungen des Endrunden-Gastgebers auf den ersten EM-Triumph einen mächtigen Dämpfer versetzt. „Katastrophe“, titelte das kroatische Onlineportal Index.hr. „Jetzt müssen wir Frankreich schlagen.“

Wohin man schaute - überall sah man in betretene Gesichter. Die Euphorie nach den souveränen Auftaktsiegen gegen Serbien (32:22) und Island (29:22) war mit einem Schlag verflogen. „Das war eine Lektion“, räumte Kroatiens Trainer Lino Červar ein. „Wir müssen die Niederlage schnell überwinden und wieder aufstehen. Ich lade alle Fans ein, nach Zagreb zu kommen und uns zu unterstützen.“

Mit 2:2 Punkten reisten die Kroaten von Split in die Hauptstadt, wo zum Auftakt der Hauptrunde Weißrussland (0:4) wartet. Danach stehen die Hammerspiele gegen den WM-Zweiten Norwegen (2:2) und Weltmeister Frankreich (4:0) an. Da auch Schweden über 4:0 Punkte verfügt, dürfen sich die Kroaten gegen die hochkarätige Konkurrenz keinen weiteren Ausrutscher leisten. Ansonsten droht das Aus.

„Es tut mir Leid für die Fans. Wir wollten vier Punkte mitnehmen, aber wir haben die Prüfung nicht bestanden“, sagte Červar. „Wir hatten einen ganz schlechten Tag.“ In ihrem 87. EM-Spiel kassierten die in allen Mannschaftsteilen desolaten Kroaten so viele Gegentore wie nie zuvor.

Entsprechend ausgelassen war die Stimmung bei den Schweden. „Es ist ein großartiges Gefühl, den Gastgeber besiegt zu haben“, sagte Rechtsaußen Niclas Ekberg vom deutschen Rekordmeister THW Kiel. „Am wichtigsten ist aber, dass wir vier Punkte mitnehmen.“

Ohne ihren verletzten Star Domagoj Duvnjak, der schmerzlich vermisst wurde, scheiterten die Kroaten an einem an diesem Abend in allen Belangen überlegenen Gegner. „Vielleicht haben wir nach den Auftaktsiegen gedacht, dass es einfach wird. Aber so funktioniert es nicht“, kritisierte Červar. „Die Schweden haben gezeigt, welche Qualität sie haben.“

Ähnlich wie die deutsche Mannschaft beim 25:25 gegen Slowenien fand der Weltmeister von 2003 gegen die aggressive Spielweise der Skandinavier keine Mittel. „Das Schlimmste ist passiert“, kommentierte Routinier Igor Vori die Niederlage. „Wir müssen jetzt schnell die Köpfe wieder hoch bekommen.“

Denn kampflos aufgeben will der Gastgeber das große Ziel EM-Gold noch nicht. „Kroatien hat noch nie den leichten Weg genommen“, sagte Rückraumspieler Stipe Mandalinic und gab die Parole für die Hauptrunde aus: „Ich glaube an uns.“