Siegloser Heuberger zufrieden mit „Expedition“
Hammamet (dpa) - Die Bilanz auf dem Papier ist negativ, das Resümee des Bundestrainers nicht: Trotz einer Niederlage und eines Unentschiedens zieht Martin Heuberger nach der Nordafrikareise seiner Handball-Auswahl eine positive Bilanz.
„Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf dieser Expedition“, sagte der Coach des Deutschen Handballbundes (DHB). „Diese beiden Spiele in Tunesien waren wichtig für den Lernprozess dieser jungen Mannschaft. Jetzt kommt es darauf an, aus diesen Erfahrungen die richtigen Schlüsse zu ziehen.“
Der Plan des 49-Jährigen, mit einer solchen Reise die Komfortzone des mitteleuropäischen Handballs zu verlassen, war aufgegangen. Aus seiner Sicht waren die Partien vor heißblütigen Fans die perfekte Simulation für die Playoff-Spiele im Juni. Dann geht es um die Qualifikation für die WM 2015 in Doha - und um die Zukunft des deutschen Handballs.
Bei der 24:25-Niederlage am Samstag und auch beim 23:23 am Sonntag verlor das Team um Kapitän Oliver Roggisch, das auf vier Stammkräfte im Rückraum verzichten musste, vorübergehend die Kontrolle im Hexenkessel von Hammamet, in dem fanatische Anhänger den stark besetzten Afrikameister mit Trommeln und Gesängen antrieben. „Aber in dieser Atmosphäre haben wir, als die Niederlage drohte, voll dagegen gehalten, das hat mir sehr gut gefallen“, lobte Heuberger. Selbst fragwürdige Entscheidungen des spanischen Schiedsrichtergespanns hatten die Mannschaft nicht aus der Ruhe gebracht.
In der Tat waren die Auftritte einiger junger Profis in dem Umfeld bemerkenswert. Tim Kneule, der Regisseur aus Göppingen, ließ sich auch durch die harte Gangart der Gastgeber nicht stören, steuerte souverän das Angriffsspiel und blieb dabei stets torgefährlich. „Er wird immer selbstbewusster, von diesem Format haben wir auf Rückraum Mitte sonst keinen“, lobte Heuberger den Mittelmann, der erst sein 14. Länderspiel absolvierte.
Rückraum-Linkshänder Fabian Wiede, das 19-jährige Talent aus Berlin, schien die lärmende Kulisse sogar zu genießen und zeigte großen Einsatz. Und auch der Halblinke Finn Lemke aus Lemgo, erst 21 Jahre alt, deutete mit druckvollen Aktionen und schönen Toren sein enormes Potenzial an - er könnte als herausragender Akteur auf der Königsposition heranwachsen, auf den der deutsche Handball so lange gewartet hat. „Er ist handballerisch und spieltaktisch noch nicht so weit wie Wiede, Finn braucht noch etwas Zeit“, sagte der Bundestrainer. Aber das Potenzial Lemkes sei in der Tat riesig.
In der Zentrale der 6:0-Abwehr dürfte es mittelfristig ebenfalls wenig Probleme geben. Wie schon beim Vier-Nationen-Turnier eine Woche zuvor, stellten auch diesmal Patrick Wiencek (THW Kiel) und Hendrik Pekeler (TBV Lemgo) einen starken Mittelblock. Dieser funktionierte auch unter größtem Druck gegen den abgezockten Kreisläufer der Tunesier, Issam Tej. Aber auch mit der Abwehrleistung Felix Danners (Melsungen) in der Zentrale zeigte sich der Bundestrainer zufrieden.