Strombach: „Bin immer Kulminationsfigur gewesen“
Wiesbaden (dpa) - Ulrich Strombach führt bis 2013 als Präsident den Deutschen Handballbund (DHB). Bei seiner Wiederwahl auf dem Bundestag in Wiesbaden erhielt der 67-jährige Jurist aus Gummersbach 104 der möglichen 107 Stimmen.
In seiner fünften Amtszeit plant er nun eine Modernisierung des mitgliederstärksten nationalen Handballverbandes der Welt. Vom Weltverband IHF und der europäischen Föderation EHF will er mehr Geld erstreiten und spielt dafür gar mit dem Gedanken eines EM-Verzichts.
Wie bewerten Sie Ihr Wahlergebnis mit nur drei Gegenstimmen?
Strombach: „Das ist mein bestes, das ich je gehabt habe. Ich habe vor Jahren einmal gesagt, wenn ich in dieses Amt wiedergewählt werde und habe gar keine Gegenstimme, dann weiß ich, dass ich etwas verkehrt gemacht habe. Ich habe immer das schlechteste Ergebnis in diesem Präsidium gehabt. Das heißt, ich bin schon immer die Kulminationsfigur gewesen, an der sich auch Kritik manifestiert hat. Ich bin mit dem Ergebnis schon sehr zufrieden.“
Was sind Ihre vorrangigsten Aufgaben für die nächsten zwei Jahre?
Strombach: „Wesentlich ist es für mich, die Projekte mit der Zielvorstellung Jugend weiter zu verfolgen. Wenn ich sehe, dass wir in der Altersstruktur bis 18 Jahre fast 45 Prozent der 850 000 Mitglieder haben, zeigt das, dass wir mit den Maßnahmen 'Stars in die Schule' oder 'Verein und Schule' die richtigen Schritte gemacht haben. Jetzt läuft ein neues Programm: Wir sind dabei, die neuen Sozialmedien Facebook, Twitter und Youtube einzuschalten. Das sind Möglichkeiten, die sonst unvorstellbar sind. Als weitere Aufgabe kommt die von allen gewünschte schnelle Strukturänderung, die hier etwas voreilig initiiert worden ist und die wir noch nicht zu Ende gebracht haben. Es ist wichtig, die Strukturen zu verschlanken. Ein achtköpfiges Präsidium wie jetzt ist zwar beherrschbar, aber vier oder fünf reichen mir auch.“
Was wollen Sie international erreichen?
Strombach: „International möchte ich bewegen, eine faire Aufteilung der Ressourcen aus dem Spielbetrieb bei Weltmeisterschaften und Qualifikationen auf eine klare, eindeutige vertragliche Basis zu stellen. Wir haben mit der IHF eine Regelung, in der alle Komponenten geregelt sind: Antrittsgeld für die qualifizierten Mannschaften, Abstellsummen für die Spieler, Versicherungssummen und Siegprämien. Da gefällt uns nur nicht die Ausgangssituation: Die Summe, die zur Verteilung kommt, ist viel zu niedrig. Die muss höher werden. Diese systematische Regelung haben wir bei der EHF noch nicht. Wir wollen einen vorher festgelegten Anteil, entweder prozentual oder in festgelegten Summen.“
Wie wollen Sie das durchsetzen?
Strombach: „Man muss die Gewichte der einzelnen Verbände ins Gespräch bringen. Die EHF kann nur Geld verdienen, wenn die Top-Mannschaften Europas in Qualifikation und bei Europameisterschaften spielen. Tun sie das nicht, verdient die EHF gar nichts. Damit will ich nicht drohen, dass wir eine eigene Liga oder Europameisterschaft spielen. Aber man kann ja über die Teilnahme an einer Europameisterschaft, die uns nur Geld kostet und nichts zurückbringt, einmal nachdenken. Ob man dann in dieser Zeit nicht einen wunderbaren Cup zwischen den Top-Nationen Frankreich, Spanien, Kroatien, Schweden, Dänemark, Deutschland organisiert, diese Ideen sind seit eh und je vorhanden und auch zur Zeit wieder.“