Trotz EM-Triumph: Handball-WM 2017 droht Free-TV-Blackout

Hannover/Düsseldorf (dpa) - Die Handball-Fans haben die EM genossen - auch dank der Live-Übertragungen von ARD und ZDF. Bei der WM in einem Jahr wird das mit großer Wahrscheinlichkeit unmöglich sein.

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Trotz des deutschen EM-Triumphes droht beim nächsten großen Turnier in Frankreich ein Blackout im frei empfangbaren Fernsehen. Die starke TV-Quote für Deutschlands Handball-Europameister rückt das WM-Problem wieder in der Vordergrund, auch bei den Sendern. Der 24:17-Erfolg im EM-Finale gegen Spanien bescherte der ARD mit 12,98 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 42,0 Prozent absolute Topwerte.

Die TV-Quote stieg wie die Begeisterung der Fans im Lauf der EM in Polen. Bereits am vorherigen Sonntag schauten im Schnitt 6,04 Millionen Fans das Russland-Spiel. Am Freitag beim Halbfinale waren es schon 8,50 Millionen Zuschauer beim Halbfinale gegen Norwegen, ehe das Finale für den Höhepunkt sorgte. Fast 13 Millionen Zuschauer gibt es sonst nur bei Live-Übertragungen der Fußball-Nationalmannschaft.

Solche Zahlen wird es bei der WM vom 13. bis 29. Januar 2017 wohl kaum geben. Wie 2015 bei der WM in Katar droht ein Blackout im frei empfangbaren Fernsehen. Die technischen Anforderungen des Rechteinhabers BeIN Sports existieren weiterhin. Im Vorjahr wurde das Turnier nur vom Pay-TV-Sender Sky gezeigt, und das könnte auch 2017 so sein. „Sky ist immer an interessanten Rechten interessiert, und die Handball-WM ist ein interessantes Recht“, sagte ein Sprecher des Pay-Unternehmens am Montag.

Das Problem ist technisch kompliziert: BeIN Sports besteht nach ARD-ZDF-Angaben darauf, dass die TV-Signale der WM für Satelliten-Kunden verschlüsselt werden. ARD und ZDF müssten „nach derzeitigem Stand 18,4 Millionen Haushalte, die uns via Satellit empfangen, einfach ausschließen“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Das kommt für uns einfach nicht in Frage.“ Das gleiche Problem hätten auch andere Free-TV-Sender wie RTL oder Sport1.

Die Hoffnung auf die WM-Rechte ist bei ARD und ZDF gering. Der Rechteinhaber BeIN Sport habe mitgeteilt hat, dass er „von der Position, die eben diesen Ausschluss nach sich ziehen würde, nicht abrücken“ wolle, sagte Balkausky. „Wir hoffen, dass BeIn gesehen hat, welche Bedeutung eine Ausstrahlung im frei empfangbaren Fernsehen für den deutschen Handball hat.“

Bei Weltmeisterschaften sind die Quoten noch höher als beim jetzigen EM-Triumph. Das WM-Finale im Jahre 2007 sahen rund 16 Millionen Menschen. Aber auch mit den EM-Zahlen waren die Sender hochzufrieden. „Herausragende Leistungen von deutschen Athletinnen und Athleten werden natürlich auch von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern honoriert“, sagte der ARD-Sportkoordinator.