Handball-Gold-Trainer Sigurdsson: Jetzt Demut zeigen

Krakau (dpa) - Nach der kürzesten Nacht der EM hat auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson den größten Erfolg im deutschen Handball seit 2007 noch mehr realisiert.

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„Ein bisschen Schlaf, und jetzt wacht man auf und bekommt mit, dass es kein Traum war. Ein schönes Gefühl“, sagte der 42 Jahre alte Isländer am Montag dem ZDF-Morgenmagazin. „Ich bin wirklich, wirklich stolz.“

Bei der Party nach dem Titeltriumph durch das 24:17 am Sonntag in Krakau gegen Spanien sei alles im Rahmen geblieben, „trotzdem war es die kürzeste Nacht in diesen drei Wochen“, meinte Sigurdsson, der aus Krakau zugeschaltet war. „Unser Trainerstab und unsere Betreuer sind etwas früher ins Hotel zurückgegangen“, erklärte er, die Spieler seien etwas länger geblieben.

Sigurdsson betonte, dass man mit Blick auf die sportliche Zukunft der jüngsten Mannschaft des EM-Turniers in Polen weiterhin eine bodenständige Einstellung behalten müsse. „Jetzt müssen wir einfach schauen, dass wir hart arbeiten, nicht überheblich werden und Demut zeigen“, sagte er. Rückblickend auf den sensationellen Erfolgsweg bei der EM meinte Sigurdsson: „Wir haben gewusst, dass wir eine gute Basis für diese Arbeit haben.“

Damit der Titel für den gesamten deutschen Handball von bleibendem Wert und Nutzen ist, hat DHB-Vizepräsident Bob Hanning den Verband und die Liga zu einem gemeinsamen Weg aufgefordert. „Beide Seiten müssen bereit sein, mehr zu geben als einzufordern“, sagte er in einem Interview der „Bild“-Zeitung (Montag). Man wisse, dass man die Fehler von 2007 nach dem WM-Titel nicht wiederholen dürfe. „Ich bin mir sicher, dass das gelingt“, sagte Hanning.

Entsprechende Signale kamen auch schon vom Ligaverband der Handball-Bundesliga. „Die Mannschaft hat uns die Vorlage gegeben. Heute und morgen werden wir den EM-Sieg genießen und dann sehen, was zu tun ist. Es gibt bereits gute Ideen und Ansätze“, sagte HBL-Präsident Uwe Schwenker am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Alle Verantwortlichen würden zeitnah zusammentreffen.

„Das ist jetzt eine zarte Pflanze, wir dürfen sie nicht kaputt machen“, betonte Hanning, der auch Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin ist. Noch sei man keine Weltspitze. „Jetzt müssen sie natürlich beweisen, dass sie diesen Erfolg auch auf Dauer halten können. Und das wird schwer gegen die Dänemarks, Frankreichs und Spaniens dieser Welt“, sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes, Andreas Michelmann, dem Bayerischen Rundfunk.

Im Sommer wartet für den zweimaligen Europameister Deutschland in Rio de Janeiro bereits die nächste Herausforderung. Durch den Titelgewinn sicherte sich die Mannschaft das Ticket für die Olympischen Spiele. Im nächsten Jahr ist die Teilnahme an der WM in Frankreich ebenfalls sicher. „Wir hatten die jüngste Mannschaft in diesem Turnier, die kann lange zusammenbleiben“, betonte Sigurdsson.

Dass ausgerechnet während der EM und der begeisternden Auftritte der deutschen Mannschaft der insolvente HSV Hamburg den Spielbetrieb einstellen musste, trübt den Gesamteindruck. „Wir hätten den HSV in der Liga gehalten. Wir brauchen unseren Sport in den Metropolen“, meinte Hanning. Nur mit Nachhaltigkeit könne man am Ende des Tages Erfolg haben, meinte Hanning.