Verrückte Liga: Nur Rhein-Neckar Löwen stehen gut da
Leipzig (dpa) - Zweite Niederlage für den THW Kiel, schon wieder ein Punktverlust für die SG Flensburg-Handewitt: Die Handball-Bundesliga spielt verrückt und produziert so viele Überraschungen wie lange nicht.
„Wir haben eine neue Ausgeglichenheit. Die Liga rückt mehr zusammen“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes, der dpa. „Die Liga ist in der Spitze breiter aufgestellt“, meinte er. „Momentan gibt es gar keinen eindeutigen Favoriten. Bis Weihnachten wird sich zeigen, wer um den Titel mitspielt.“
Am Vorabend waren einmal mehr die Top-Favoriten auf den Meistertitel auf dem falschen Fuß erwischt worden. Flensburg schaffte nur mit Glück ein 30:30 (14:18) gegen die Füchse Berlin und wendete in letzter Sekunde die zweite Heimniederlage der Saison ab. „Man kann sagen, dass wir einen Punkt gewonnen haben“, bekannte Trainer Ljubomir Vranjes erleichtert. Und Kiel kassierte bei Frisch Auf Göppingen mit dem 21:29 (9:13) eine historische Pleite - für den Rekordmeister war dies die höchste Bundesliga-Niederlage seit dem 24:39 am 20. Dezember 2006 beim SC Magdeburg.
Unberührt vom Jeder-schlägt-jeden sind nach sieben Spieltagen allein die Rhein-Neckar Löwen. Nach dem 31:20 (19:8)-Pflichtsieg gegen Aufsteiger TVB Stuttgart ist der Vizemeister als einziges Team ohne Punktverlust und führt mit Weißer Weste die Tabelle an. Dahinter aber zeigt sich ein ungewohntes Bild: Nicht die üblichen Verdächtigen aus dem Norden sind auf Schlagdistanz, sondern MT Melsungen (10:2) als Zweiter und Göppingen (10:4) als Dritter.
„Die Rhein-Neckar Löwen stehen zwar ganz oben, aber die hatten erst ein schweres Spiel in Magdeburg und sonst solche, die sie vom Papier her gewinnen mussten“, relativierte Bohmann. Beeindruckt zeigte er sich von den Füchsen Berlin und den Aufsteigern. Die Berliner, die als Club-Weltmeister bereits die beiden Champions-League-Finalisten FC Barcelona und MKB Veszprem geschlagen haben, verpassten nur wegen des Last-Second-Treffers von Henrik Toft Hansen einen Sieg in Flensburg. „Am Ende hat mit vier Mann auf dem Parkett ein bisschen die Kraft gefehlt, aber die Mannschaft freut sich sehr über diese Sensation in Flensburg“, sagte Füchse-Manager Bob Hanning.
Schon zu Saisonbeginn hatten die Aufsteiger ThSV Eisenach mit dem Sieg gegen den TuS N-Lübbecke und insbesondere der SC DHfK Leipzig für Furore gesorgt. Die Leipziger gewannen gegen die höher gewetteten HSV Hamburg, den SC Magdeburg und TBV Lemgo. „Die Neulinge, besonders Leipzig, haben mich überrascht. Auch wenn Eisenach und Stuttgart unten stehen in der Tabelle, haben alle drei realistische Chancen, die Klasse zu halten“, befand Bohmann.