Handball EM Was es für das Halbfinale braucht

Deutschlands Handballer spielen am Mittwoch gegen den EM-Favoriten Dänemark.

Foto: Maciej Kulczynski

Breslau. Bob Hanning regelt wichtige Dinge in diesen Tagen bei einer Tasse Kaffee. In seiner Funktion als Manager des Bundesligisten Füchse Berlin klärte er am Dienstag in einem Café in Breslau letzten Details mit Zugang Hans Lindberg aus der Konkursmasse des HSV Handball. Am Dienstagvormittag schnappte sich der auch als DHB-Vizepräsident tätige 47-Jährige Fabian Wiede zum Plausch. Der Linkshänder der deutschen Handball-Nationalmannschaft stimmte Hanning zuversichtlich.

„Meine Leidenschaft und mein froher Mut sind in Euphorie umgeschlagen“, sagte der starke Mann des deutschen Handballs. Trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Steffen Weinhold und Christian Dissinger glaubt Hanning, der bekanntgab, seine Verbandstätigkeit bis maximal 2020 ausführen zu wollen, fest daran, dass die deutsche Auswahl am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) im letzten Hauptrundenspiel der EM gegen Dänemark bestehen kann und ins Halbfinale einziehen wird.

Dieser Optimismus hängt eng mit Fabian Wiede zusammen, der im rechten Rückraum die Rolle von Weinhold übernehmen soll. „Die Jungs haben Mut“, sagt Hanning. „Das ist das Wichtigste.“ Solch forsche Töne gehen Bundestrainer Dagur Sigurdsson nur selten über die Lippen. „Der freie Tag hat uns gut getan. Aber Dänemark ist der Favorit Nummer eins bei dieser EM“, sagte der Isländer am Dienstag, für den es im Training darum ging, die nachnominierten Kai Häfner und Julius Kühn zu integrieren.

Torwart Carsten Lichtlein wird die DHB-Auswahl als Kapitän aufs Feld führen. „Ganz entscheidend ist, dass die Jungs keine Angst haben“, erklärte Weinhold, der seine erste Rehamaßnahmen bei den Nationalmannschafts-Physiotherapeuten in Breslau absolviert und beim Team bleibt. „Dieses Spiel ist wie ein Viertelfinale für uns. Bei den beiden letzten großen Turnieren sind wir im Viertelfinale ausgeschieden. Das soll jetzt anderes werden“, sagte der Kieler.

Die Ausgangslage ist klar: Deutschland benötigt einen Sieg mit drei Treffern Differenz. Erzielt das Team mehr als 26 Tore, reichen auch zwei Treffer Unterschied zum Weiterkommen. Gelingt das nicht, dann verweilt der Weltmeister von 2007 weiter in Breslau und bestreitet am Freitag das Spiel um Platz fünf. Siegen oder Bleiben heißt also das Motto.

Damit der Coup glückt, müssen vor allem drei Dinge zusammenkommen: Überragende Torhüter: Die Dänen werden aufgrund ihrer individuellen Klasse zu zahlreichen Chancen kommen. Wichtig wäre es, mehr Würfe abzuwehren als die dänischen Keeper Niklas Landin und Kevin Möller. „Die Deutschen haben eine Chance, wenn sie das Torwartduell gewinnen“, sagt Nicolaj Jacobsen, dänischer Trainer der Rhein-Neckar Löwen und derzeit als TV-Experte in Breslau vor Ort. Dänemark ist vor allem nach der Pause stark, hat laut Jacobsen „in der Breite klar den besten Kader“.

Diszipliniertes Angriffsspiel: Leichte Ballverluste sind verboten. Denn die Dänen sind die Meister des Umschaltspiels. In der ersten, zweiten und dritten Welle ist der Europameister von 2008 und 2012 kaum zu verteidigen. Gute Krafteinteilung: Gelingt es der deutschen Mannschaft, die Partie so lange wie möglich offen zu halten und mit einem knappen Vorsprung in die letzte Phase zu gehen, könnte die Kraftfrage entscheidend sein. Und da hat die DHB-Auswahl Vorteile. Sie geht nach zwei spielfreien Tagen ausgeruht ins Spiel, die Dänen haben am Dienstagabend noch gegen Schweden gespielt. „Das ist nicht fair“, findet Trainer Gudmundur Gudmundsson. Auch Sigurdsson sieht das als „Vorteil für uns“ an.