IOC-Präsident Thomas Bach: Endlich Herr der Ringe

Alle Anfeindungen hat er überstanden: Thomas Bach ist für mindestens acht Jahre IOC-Präsident.

Buenos Aires. Das erste Mal seit der Gründung des Komitees an der Sorbonne 1894 in Paris hat ein Deutscher den Olymp erstiegen. „Ich bin sehr erleichtert“, sagt Bach, als die erste Anspannung abgefallen war. Als die Olympische Hymne verklungen ist und Präsident Jacques Rogge seinen Namen aus dem Umschlag gezogen hatte, leistete sich Bach sogar feuchte Augen. Lang anhaltender Beifall, Bach verneigt sich vor den Mitgliedern, ein großer, vielleicht der größte Moment in seinem Leben.

„Das war schon etwas nervenaufreibend. Ich habe natürlich gehofft, auch geglaubt, aber man wartet dann doch lieber die endgültige Sicherheit ab, das hat eine Stunde gedauert“, sagte Bach nach seinem letzten Schritt, der dieser olympischen Karriere noch fehlte. Die ihm viele nicht gönnen. Der Fecht-Olympiasieger stand im Kreuzfeuer der Kritik, seine wirtschaftlichen Kontakte nach Kuwait, seine Beratertätigkeiten bei adidas, bei Siemens und im IOC unter Juan Antonio Samaranch wurden ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht. Bach hat die Stürme überstanden, aber eine ruhige See steht ihm auch im Chateau de Vidy in Lausanne nicht bevor. Die ersten Aufgaben? „Die Olympischen Spiele in Sotschi vorbereiten und sicherstellen. Da geht es um Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit.“

Vor dem Wahlgang sieht man Bach hochkonzentriert auf der Bühne des Hilton Hotels. Nach dem ersten Wahlgang müssen die Außenseiter Ser Miang Ng und Ching-Kuo Wu in die Stichwahl, Wu scheidet aus. Nach dem zweiten Wahlgang wird die Wahl geschlossen. Das Büro von Rogge in Lausanne ist lange geräumt, Bach wird der Schlüssel des Chateau de Vidy schon am 17. September übergeben. Bach und seine Frau Claudia ziehen zunächst ins Palace-Hotel.

Was bedeutet diese Wahl für eine mögliche Münchner Bewerbung um die Spiele 2022, wird Bach gefragt. „Wenn es zu einer Münchner Bewerbung kommt, werden sich die Mitglieder erinnern, wie sehr ich mich für die Bewerbung 2018 eingesetzt habe“, antwortet Bach.

Einen Tag vor der Wahl hatte Konkurrent Denis Oswald aus der Schweiz noch eine Schlammschlacht angezettelt. „Ich möchte einen unabhängigen Kandidaten, der nicht auf bestimmte Allianzen angewiesen ist und der seine Position für nichts anderes nutzt als zum Wohle des Sports“, hatte Oswald gesagt. Der Schweizer kritisierte Bach für dessen Kontakte zum kuwaitischen IOC-Mitglied Scheich Ahmad al-Sabah. Bach saß das aus. Und ist jetzt für acht Jahre gewählt, die Amtszeit kann dann noch um vier Jahre verlängert werden.