Sieben Bewerber im Rennen IOC vor der Wahl: Wer wird Thomas Bachs Nachfolger?

Pylos · Die Wahl des neuen IOC-Präsidenten erinnert manche an das Konklave der katholischen Kirche. Kurz vor dem Votum über Thomas Bachs Nachfolger teilen sich drei Bewerber die Favoritenrolle.

IOC vor der Wahl: Wer wird Thomas Bachs Nachfolger?
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Die Wahl des Erben von Thomas Bach steigt gleich neben der glitzernden Poolanlage. In einem griechischen Nobelresort mit Blick über Golfplätze und Mittelmeer machen sich sieben Bewerber Hoffnungen auf das Amt des IOC-Präsidenten. Ihnen bleibt noch bis zum Votum am Donnerstagnachmittag Zeit, die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees hinter den Kulissen der 144. Generalversammlung von sich zu überzeugen. „Es ist zu eng, um etwas vorherzusagen“, versicherte Prinz Feisal al-Hussein, der im illustren Kandidatenkreis eher als Außenseiter gilt.

Für den scheidenden Bach ist die Wahl seines Nachfolgers nichts weniger als „ein Ausdruck unseres Vertrauens in die Zukunft“. So manchen Beobachter erinnern die Umstände eher ans hochgeheime Konklave bei der Papstwahl der katholischen Kirche. Die mehr als 100 IOC-Mitglieder schließen sich für die Dauer des Votums ein, müssen ihre Handys und alle elektronischen Geräte abgeben.

Erst wenn einer der Kandidaten mit absoluter Mehrheit gewählt ist, öffnen sich die Türen des Saales wieder und Bach verkündet den Namen des zehnten IOC-Präsidenten. Schon für die Wahlkampfphase galten strikte Bedingungen. So war den Bewerbern Ende Januar jeweils nur eine gut 15-minütige Präsentation ihrer Pläne vor den IOC-Mitgliedern erlaubt, Nachfragen waren nicht gestattet.

Mitfavorit Coe steht für radikalen Wandel

„Ist das der beste Weg, unseren neuen Anführer auszuwählen? Nein“, sagte Mitfavorit Sebastian Coe vor dem Wahltag in Griechenland und wünschte sich „mehr Zugang, mehr Offenheit“. Der britische Lord ist ohnehin der Kandidat, der wohl den klarsten Bruch mit der Politik von Thomas Bach organisieren würde.

Doch ist der eher konservative Kreis der IOC-Mitglieder wirklich bereit für einen radikalen Wandel? „Ich hoffe, dass sich die IOC-Mitglieder auch jetzt nach dem Geleisteten richten. Und ich habe immer geliefert, wenn ich etwas angepackt habe“, sagte Coe jüngst der „Süddeutschen Zeitung“.

Der zweimalige 1500-Meter-Olympiasieger hat einen langen Anlauf auf den IOC-Thron genommen. Er war Parlamentsabgeordneter, beschaffte London die Sommerspiele 2012 und führt derzeit den Weltverband der Leichtathletik. Mit 68 nähert er sich der IOC-Altersgrenze und bedürfte einer Änderung der Regeln, um eine erste Amtszeit von acht Jahren überhaupt vollenden zu können.

Ist das IOC bereit für die erste Frau an der Spitze?

Während Coe mit seiner reichen Erfahrung und seiner Prominenz punkten will, bietet Kirsty Coventry dem IOC die Chance auf einen historischen Schritt. Als erste Frau und erste Vertreterin aus Afrika könnte die 41-Jährige aus Simbabwe an die Spitze der olympischen Dachorganisation rücken. „Frauen sind bereit zu führen. Ich sehe dies als Chance, Schranken niederzureißen“, sagte die Schwimm-Olympiasiegerin.

Die Frage ist, ob die IOC-Mitglieder Coventry in einer weltpolitisch höchst heiklen Phase zutrauen, die olympische Bewegung in eine sichere Zukunft zu führen. Als Sportministerin in Simbabwe ist die frühere Top-Sportlerin umstritten, als Mitglied der IOC-Exekutive konnte sie sich bisher kaum profilieren.

Intern gilt sie jedoch als Wunschkandidatin von Bach, dessen Linie sie wohl ziemlich nahtlos fortsetzen würde. „Wir sind verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Stilen“, sagte Coventry zuletzt dazu und versicherte, Bach habe sich zu allen sieben Kandidaten gleichermaßen fair verhalten.

Samaranch-Vater steht für dunkle Ära des IOC

Für IOC-Mitglieder, die Coventry den Job noch nicht zutrauen und Coes Reformpläne scheuen, könnte Juan Antonio Samaranch jr. der geeignete Kompromisskandidat sein. Der 65 Jahre alte Spanier hat als Sohn eines früheren IOC-Präsidenten tiefe Einblicke in die Mechanismen des Ringe-Zirkels und ist bestens vernetzt. „Ich will zeigen, dass ich das IOC mit einer modernen Vision führen kann, die zur heutigen Zeit passt, ohne dass ich mich am Erbe meines Vaters messen lassen muss“, sagte der Finanzfachmann.

Der Senior hatte das IOC von 1980 bis 2001 geführt und die Olympischen Spiele kommerzialisiert. Zugleich stand der einst von Diktator Francisco Franco geförderte Samaranch für eine an Skandalen um Korruption und Günstlingswirtschaft berüchtigte Ära der Ringe-Organisation. Samaranch jr. lässt dazu eher wolkig wissen, es habe sich eben um eine andere Zeit gehandelt.

Die anderen vier Kandidaten für den IOC-Spitzenposten gelten als klare Außenseiter. Rad-Weltverbandschef David Lappartient hat zwar zuletzt eine steile Karriere hingelegt, ist aber wohl noch zu frisch im IOC. Johan Eliasch ist als Präsident des Ski-Weltverbands umstritten, Prinz Feisal al-Hussein aus Jordanien wirkt eher farblos. Morinari Watanabe, der den Turn-Weltverband führt, dürfte mit radikalen Ideen wie Olympischen Spielen, die zur gleichen Zeit auf fünf Kontinenten ausgetragen werden, chancenlos sein.

© dpa-infocom, dpa:250319-930-408205/1

(dpa)