Ironman Hawaii: Raelert will den Siegerkranz

Kailua Kona (dpa) - Für die Schönheiten Kailua Konas, den Rummel und das Spektakel rund um den Ironman Hawaii hat Andreas Raelert kaum noch einen Blick. Je näher der WM-Start auf dem Pier in Kona rückt, umso mehr steigt auch bei dem Triathleten aus Rostock die Anspannung.

„Die Wochen des Wartens sind vorüber“, sagte er. „Ich freue mich, dass die Rennwoche in Kona begonnen hat, aber man ist gleichzeitig auch sehr gespannt, was einen im Wettkampf erwartet.“

Raelert weiß, welche Tortur auf ihn und die rund 1800 Teilnehmer am Samstag zukommt. Zum fünften Mal ist der 37-Jährige auf Big Island mitten im Pazifik dabei. 3,86 Kilometer im rauen Pazifischen Ozean, 180,2 Kilometer auf dem Rad gegen die berüchtigten Mumuku-Winde und 42,195 Kilometer Laufen gegen Hitze, Einsamkeit und sich selbst - der Sport kennt kaum eine größere Herausforderung für einen Athleten.

„Der Ironman Hawaii ist etwas Besonderes“, sagt Raelert. „Es ist ein einzigartiges Rennen und der Grund, wofür es sich lohnt, über Monate hart zu arbeiten und in der Vorbereitung auf dieses Rennen auf vieles zu verzichten.“

Raelert hat beinahe schon ein Abonnement auf einen Podiumsplatz bei der WM der Eisenmänner. 2009 und 2011 wurde er jeweils Dritter, 2010 und 2012 jeweils Zweiter. Nur der Siegerkranz wurde ihm auf dem Alii Drive in Kailua Kona noch nicht aufgesetzt.

Auch in diesem Jahr zählt er zu den Sieg-Favoriten. Ihm wird neben dem spanischen Europameister Eneko Llanos am ehesten zugetraut, die Siegesserie der Australier mit Vorjahressieger Pete Jacobs und Dreifach-Gewinner Craig Alexander an der Spitze zu beenden. Seit 2007 haben die Extrem-Ausdauerdreikämpfer aus Down Under auf dem Vulkanarchipel triumphiert.

Letzter Nicht-Australier, der in Kona gewann, war 2006 Normann Stadler. Raelert wäre der vierte Deutsche nach Thomas Hellriegel (1997), Stadler (2004, 2006) und Faris Al-Sultan (2005), der als Sieger Teil des Mythos von Hawaii würde.

Der Rostocker ist aber nicht der einzige Deutsche, auf den geachtet wird. Sebastian Kienle wird ebenfalls hoch gehandelt. Dabei hatte der 29-Jährige, der bei seinem Hawaii-Debüt 2012 Vierter geworden war, mit großen Problemen in der ersten Hälfte des Jahres zu kämpfen. Erst machte ihm ein Außenbandriss im Sprunggelenk zu schaffen, dann ein bakterieller Infekt.

„Eine Prognose für Hawaii fällt mir schwer, weil ich weiß, dass mir drei Monate Training fehlen“, sagte er dem Fachmagazin „Triathlon“. Immerhin meldete er sich in Las Vegas mit der Verteidigung seines WM-Titels über die halb so lange Ironman-Strecke 70.3 zurück. Außerdem führt er das Kona Pro Ranking, die offizielle Ironman-Weltrangliste, an.

Vorhersagen zum Ausgang des Rennens sind aber generell schwer zu machen. „Die Insel hat schon viele Träume platzen lassen“, sagte der 2005-Sieger Faris Al-Sultan aus München bei „tri-mag.de“. Körperliche Fitness ist nicht das allein Ausschlaggebende, um den Höllen-Trip durch das Paradies zu überstehen. „Entscheidend ist vor allem die mentale Stärke“, erklärt Raelert, „man darf in diesem Rennen niemals aufgeben, 80 Prozent spielt sich im Kopf ab.“

Sportlich ist die Situation bei den Frauen ähnlich wie bei den Männern. Auch hier werden ein Dutzend Sieganwärterinnen gehandelt. Neben der 2012-Gewinnerin Leanda Cave werden der Schweizerin Caroline Steffen und der Australierin Miranda Carfrae die größten Chancen eingeräumt. Zumindest eine Podiumsplatzierung ist der Vorjahres-Vierten Sonja Tajsich (Sinzing) zuzutrauen.