Kienle und Frodeno Favoriten beim Ironman Hawaii

Kailua Kona (dpa) - Bei der Tortur im Paradies eint sie der Kampf gegen Hitze, Luftfeuchtigkeit, Wind und vor allem gegen sich selbst. Doch vor allem sind die beiden Kumpels Sebastian Kienle und Jan Frodeno am Samstag beim Ironman auf Hawaii Konkurrenten.

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Viele rechnen bei dem Triathlon-Klassiker auf Big Island mit einem Duell um den Siegerkranz auf dem Alii Drive in Kailua Kona zwischen Europameister Kienle und Olympiasieger Frodeno.

Trotz aller Rivalität begegnen sich beide mit großem Respekt. „Er hat alles, was man braucht, um hier ganz vorne mit dabei zu sein“, sagte der 30 Jahre alte Kienle in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa über den drei Jahre älteren Frodeno. „Ich kenne nur wenige wie Jan, die sich im Training so quälen und pushen. Noch härter zu arbeiten und zu trainieren als er, um ihn zu schlagen, ist nicht möglich.“

Frodeno hält Kienle für eine „positive Motivationsquelle“. „Wenn ich mal keinen Bock habe, dann denke ich mir: 'Ja, gut, der Sebastian sitzt jetzt aber auf dem Rad'“, sagt er. Das mache Laune, meinte der Saarbrücker über das Duell. Er schätze an Kienle vor allem dessen Coolness, „Außerhalb der Strecke versteht man sich richtig gut, mit High-Five und so. Doch wenn der Startschuss gefallen ist, dann ist der Sebi der absolute Killer.“

Doch was letztlich entscheidend ist bei der Quälerei im Triathlon-Mekka mitten im Pazifischen Ozean, ist nur schwer vorherzusagen. Kienle weiß, welche bisweilen unmenschlichen Herausforderungen ihn, Frodeno und die etwa 2000 Profi- und Amateur-Triathleten erwarten.

3,86 Kilometer gegen die Wellen im rauen Pazifischen Ozean, 180,2 Kilometer auf dem Rad gegen die berüchtigten Mumuku-Winde und 42,195 Kilometer Laufen gegen Hitze, Einsamkeit und sich selbst - der Sport kennt kaum eine größere Herausforderung. „Es haben hier schon viele Leute ziemlich lang und viel gelitten“, sagt Kienle. „Das macht es - ich will nicht sagen mystisch - aber zu etwas Besonderem.“

Zweimal durfte der Mann aus dem baden-württembergischen Mühlacker den Mythos schon am eigenen Leibe spüren. 2012 wurde er Vierter, 2013 Dritter. Nicht zuletzt sein EM-Auftritt im Juli in Frankfurt/Main brachten ihm die Favoritenrolle für die Ironman-WM ein. Er gewann mit Streckenrekord und ließ selbst Hawaii-Titelverteidiger Frederik van Lierde aus Belgien keine Chance.

Mit riesigem Vorsprung in der Qualifikations-Rangliste, dem Kona-Ranking, reiste er auf die Insel, rund 3700 Kilometer entfernt von der US-Westküste. Nur sein schwacher 18. Platz bei der WM über die halb so lange 70.3-Strecke in Kanada Anfang September passte da nicht ins Bild.

„Es ist also eine gute Mischung: Ich habe gesehen, was ich drauf habe in dieser Saison. Zum anderen habe ich gesehen, dass es nicht reicht, wenn ich nur einen durchschnittlichen Tag habe. Ich muss einen absolut genialen Tag haben“, erklärt Kienle.

Von der Favoritenrolle lässt er sich nicht nervös machen. „Es gibt Sachen in einem Rennen, die ich nicht beeinflussen kann. Dazu gehört auch die Leistung der anderen“, meinte er. „Wenn ich meine persönlich beste Leistung gebracht habe und jemand anders war besser, dann ist es so. Da kann ich mich nicht wahnsinnig grämen.“

Frodeno kommt mit ganz anderen Voraussetzungen. Er ist Hawaii-Rookie. Vor einem Jahr erst wechselte der Saarbrücker von den kurzen auf die längeren Strecken - und hatte gleich Erfolg bei 70.3-Wettbewerben. In Frankfurt gab er dann sein Ironman-Debüt und wurde trotz Widrigkeiten - drei platte Reifen und ein zerrissener Neoprenanzug - immerhin Dritter. Bei der 70.3-WM war er Anfang September sogar Zweiter.

„Zielsetzung ist, einfach ein richtig gutes Rennen zu machen“, sagt Frodeno, der am Samstag etwas Historisches schaffen kann. „Olympia und der Ironman auf Hawaii - das sind die größten Sachen, die man in unserem Sport gewinnen kann. Eins hat er schon“, meint Kienle. „Und für Hawaii stehen die Chancen auch nicht schlecht. Ich hoffe aber, dieses Mal noch nicht.“