WM-Gold-Double Läufer Johannes Floors neuer Prothesen-König

London (dpa) - Nach seinem phänomenalen WM-Gold-Double blickt Johannes Floors als der neue König der Prothesen-Sprinter schon auf die nächsten großen Ziele.

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„Jetzt ist Tokio das große Ziel. Natürlich will ich Paralympics-Sieger werden. Und bei der Heim-EM im kommenden Jahr in Berlin will ich am Weltrekord kitzeln“, sagte Floors, der zu einem der erfolgreichsten Starter bei der Para-Leichtathletik-WM in London avancierte.

Doch erstmal genoss der 22-Jährige die mediale Aufmerksamkeit nach seinem überlegenen Sieg über die 200 Meter im Nachtregen von London. Die ganze Welt spreche jetzt über ihn, wie er denn mit der neuen Aufmerksamkeit umgehe, wurde er von der japanischen Journalistin Yuko Suzuki gefragt. „Das ist toll. Ich denke, dass schaffe ich sehr gut“, sagte Floors, der zuvor schon auf der einstigen Paradestrecke von Oscar Pistorius über die 400 Meter gesiegt und zudem noch Silber über die 100 Meter gewonnen hatte.

Schon vor der WM wurde er in der Presse als der „Kronprinz von Oscar Pistorius“, „Prothesen-König“ und „Deutscher Blade Runner“ betitelt. Und der Leverkusener zeigte, warum er das Erbe des tief gefallenen Pistorius antreten kann. Der Staffel-Paralympicssieger von Rio ist ehrgeizig, talentiert, smart und eloquent. Zudem hat Floors noch viel Potenzial, reiste er doch nach London nach Trainingsumstellungen ohne große Erwartungen. „Wir wollten gucken, was rauskommt. Zweimal Gold ist schon sehr geil“, sagte Floors.

Er der neue „Blade Runner“? Für Floors ohne Zweifel eine große Ehre. Denn Pistorius, der als doppelseitig Unterschenkel amputierter „Blade Runner“ den Behindertensport in den weltweiten Fokus rückte, ist für Floors „mein Held. Er hat den paralympischen Sport und die Doppel-Amputierten dahin gebracht, wo wir jetzt sind.“ Dass der Südafrikaner wegen des Mordes an seiner Freundin im Gefängnis sitzt, sei sehr schrecklich, habe aber mit dem Sport nichts zu tun.

Für seinen Erfolg hat Floors im wahrsten Sinne Opfer gebracht, als er sich vor sechs Jahren freiwillig beide Beine amputierten ließ. Er kam mit einem Fibula-Gendefekt zur Welt, hatte kein Wadenbein und nur drei Zehen, der Fuß war verkümmert. „Es war keine leichte Entscheidung, aber die richtige. Die beste meines Lebens.“ Alles habe sich zum Positiven geändert.

Insgesamt holten die Deutschen vor den abschließenden Wettkämpfen am Sonntag 19 Medaillen, davon siebenmal Gold sowie sechsmal Silber und Bronze. WM-Titel sicherten sich neben Floors noch Weitspringer Markus Rehm, Sebastian Dietz, Niko Kappel und Frederike Koleiski im Kugelstoßen sowie Irmgard Bensusan über 400 Meter.

„Unser Team hat mit seinen tollen Leistungen erneut bewiesen, dass es zur Weltspitze gehört. Die vielen Titel, Medaillen und vorderen Platzierungen bestätigen das eindrucksvoll, obwohl im Vergleich zur Rio-Mannschaft zahlreiche Sportler nicht mehr dabei waren wegen Verletzungen oder ihres Karriereendes“, sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Behindertensportverbandes.