Aus für Stahl - Otto bangt: Olympia-Stab kaputt

London (dpa) - Der Europameisterschafts-Dritten Linda Stahl ist die Olympia-Generalprobe durch eine Tasse Cappuccino restlos verdorben worden. „Mir war übel und mein Kreislauf war total unten. Beim Einwerfen ging nichts mehr“, sagte die Speerwerferin aus Leverkusen.

Wie ein Häuflein Elend musste sie am Samstag von der Tribüne aus den Diamond-League-Wettkampf in London verfolgen. Am Ende hätte vielleicht auch ihre Vereinskollegin Katharina Molitor lieber dort gesessen: Sie wurde mit nur 58,81 Metern Siebte und Letzte.

„Wir kommen direkt aus dem Training aus Kienbaum. Da sind die Beine müde“, nahm Stahl ihre Mitstreiterin in Schutz. Den verpatzten vorolympischen Ausflug will sie schnell abhaken. „Ich hätte mir die Reise schenken können. Es ist aber alles an Leistungsvermögen da, deshalb mache ich mir keine Sorgen“, meinte die deutsche Meisterin. Unerwartet gewann die Britin Goldie Sayer mit 66,17 Metern vor Olympiasiegerin Barbora Spotakova (64,19).

Für Stabhochspringer Björn Otto (Uerdingen/Dormagen) könnte der Sieg auf der Insel böse Folgen haben. Der EM-Zweite gewann zwar mit 5,74 Meter, verlor aber ausgerechnet den Stab, der ihn in olympische Medaillenhöhe katapultieren sollte. „Mit dem Stab bin ich auf eine Betonkante gefallen. Dadurch hat er einen Riss bekommen und ich hatte Angst, dass er mir um die Ohren fliegt“, erklärte der 34 Jahre alte Weltranglistenzweite.

Da ein so extrem harter Stab nur von einem US-Hersteller produziert wird, muss er nun bangen, binnen zehn Tagen einen neuen geliefert zu bekommen. Abgesehen von dem Malheur gab der Erfolg Otto viel Auftrieb, da Olympia-Topfavorit Renaud Lavillenie (Frankreich) zugleich nur 5,40 Meter meisterte. „Es gibt Selbstvertrauen, dass man ihn schlagen kann, aber einen Freudentanz kann ich nach 5,74 Meter nicht machen“, sagte Otto.

Allen Grund zur Freude hatte Europas schnellster Sprinter: Der Franzose Christophe Lemaitre flitzte die 200 Meter bei kühlen Temperaturen in 19,91 Sekunden als drittschnellster Läufer des Jahres. Nur die Jamaikaner Yohan Blake (19,80) und Usain Bolt (19,83) waren bisher schneller. „Ich wusste, dass ich unter 20 Sekunden laufen kann. Es zwei Wochen vor den Olympischen Spielen geschafft zu haben, ist sehr gut“, meinte Lemaitre. Der Europameister, dessen Bestzeit bei 19,80 Sekunden steht, hat nun als erster Europäer seit 32 Jahren wieder eine Olympia-Medaille über 200 Meter im Visier.

In London gab es noch andere Überraschungen und Favoritenstürze. Unerwartet gewann die Nigerianerin Blessing Okagbare in 11,01 Sekunden über 100 Meter vor Weltmeisterin Carmelita Jeter (USA/11,03). Eine Schlappe erlebte auch Hürdensprint-Weltmeisterin Sally Pearson (Australien). Mit 12,59 Sekunden war sie zwei Hundertstelsekunden langsamer als Kellie Wells (USA). Und Ex-Weltmeister Tyson Gay (USA) dürfte gegen die Konkurrenz um Usain Bolt mit seinen 10,03 Sekunden keinen Stich bekommen.

Vier Jahre nach seiner Olympia-Tragödie in Peking muss sich Chinas Hürdensprint-Star Liu Xiang Sorgen um seinen Start bei den London-Spielen machen. „Es ist nur ein leichtes Problem mit seinem Rücken“, wiegelte sein Trainer Su Haiping den Verzicht auf die Final-Teilnahme ab. „Ich werde bei Olympia zurück sein“, versicherte auch Liu Xiang, der bei den Heimspielen 2008 unmittelbar vor dem Start verletzt aufgeben musste.