Bolt gegen Gatlin und noch mehr: Die großen Duelle der WM

Peking (dpa) - Die Leichtathletik lebt nicht nur von der Jagd nach Rekord, sondern vor allem: von spannenden Wettkämpfen und Duellen. Bolt gegen Gatlin, Holzdeppe gegen Lavillenie - hier ein Überblick über die erwarteten Höhepunkte der WM in Peking.

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MÄNNER:

100 Meter: Usain Bolt gegen Justin Gatlin

Wer ist der schnellste Mann der Welt? Diese Frage war in den vergangenen Jahren meist schon vor dem 100-Meter-Finale beantwortet. Doch diesmal hat der achtfache Weltmeister und sechsmalige Olympiasieger Usain Bolt einen ernsthaften Konkurrenten: Der frühere Dopingsünder Justin Gatlin hat seit April 2014 insgesamt 26 Rennen in Serie über 100 und 200 Meter gewonnen. Bolt war in dieser Zeit zumeist verletzt. Das Duell der beiden sei aufregender als der Jahrhundert-Boxkampf zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao, sagte Gatlin. „Aber leider auch deutlich schlechter bezahlt.“

Stabhochsprung: Raphael Holzdeppe gegen Renaud Lavillenie

Renaud Lavillenie hat in seiner Karriere schon fast alles erreicht. Der Franzose ist Olympiasieger, Europameister und sogar Hallen-Weltrekordhalter. Nur am 12. August 2013 gab es für ihn nichts zu feiern: Da entriss ihm Raphael Holzdeppe den fest eingeplanten ersten WM-Titel. Auch zwei Jahre später ist der 25-jährige Deutsche gerade rechtzeitig zu dieser WM in Topform gekommen. Lavillenie ist wieder der klare Favorit, Holzdeppe hat wieder nichts zu verlieren - diese Ausgangslage kennen beide zu gut. „Den WM-Titel hat er noch nie gewonnen. Deshalb hat auch Renaud in Peking ein wenig Druck“, sagte der Titelverteidiger, der in der Qualifikation allerdings zittern musste.

Hochsprung: Bogdan Bondarenko gegen Mutaz Essa Barshim

20 Jahre lang kam niemand auch nur in die Nähe des Weltrekords von Javier Sotomayor (2,45 Meter). Doch seit 2013 haben Bondarenko und der junge Barshim aus Katar immer wieder die magische Marke von 2,40 Metern übersprungen. Unmittelbar vor der WM hat vor allem der Titelverteidiger aus der Ukraine dieses hohe Niveau nicht halten können. Doch jeder weiß, dass in diesem Jahr nur der Final-Wettkampf in Peking zählt. Dort hoffen viele auf ein ähnlich hochklassiges Duell wie bei der WM 2013 oder beim Diamond-League-Finale 2014. Beim ersten Mal siegte Bondarenko, ein Jahr später Barshim.

Dreisprung: Pedro Pablo Pichardo gegen Christian Taylor

Dieser Wettkampf wird selbst in Peking nur schwer zu toppen sein: Im Mai sprangen mit dem Kubaner Pichardo (18,06) und dem Amerikaner Taylor (18,04) gleich zwei Athleten in einem Wettkampf weiter als 18 Meter. Das hatte es zuvor in der Geschichte dieser Disziplin noch nie gegeben. Die beiden vergleichen sich mit den Hochspringern Barshim und Bondarenko: Jeder spornt den anderen zu Höchstleistungen an. Taylor hat in seiner Karriere schon WM- und Olympia-Gold gewonnen. Pichardo will in Peking seinen ersten großen Titel holen.

FRAUEN:

Hammerwurf: Betty Heidler gegen Anita Wlodarczyk

25:18 steht es im direkten Duell für die Polin Wlodarczyk. Seit 2006 treten die beiden mittlerweile auf höchstem Niveau gegeneinander an. Heidler gewann in dieser Zeit den WM-Titel 2007, EM-Gold 2010 und stellte 2011 auch einen Weltrekord (79,42 Meter) auf. Doch seitdem war meist ihre Rivalin stärker. Drei Wochen vor WM-Beginn warf die amtierende Europameisterin sogar als erste Frau weiter als 80 Meter (81,08). Trotzdem sagt Heidler: „Wenn sie einen schlechten Tag hat und ich einen richtig guten, dann kann ich sie schlagen.“

5000 Meter: Genzebe Dibaba gegen Almaz Ayana

Genzebe Dibaba aus Äthiopien hat ein großes Ziel: Sie will bei dieser WM gleich zweimal Gold gewinnen. Die Weltrekordhalterin über 1500 Meter hat aber vor allem über 5000 Meter starke Konkurrenz: Über diese Distanz ist die ebenfalls aus Äthiopien stammende Almaz Ayana in diesem Jahr die drittschnellste Zeit der Leichtathletik-Geschichte gelaufen (14:14,32 Minuten). „Ich bin bereit für den Weltrekord“, sagte Ayana im Juli. Den hält immer noch Genzebes ältere Schwester Tirunesh Dibaba.

Speerwurf: Christina Obergföll gegen Barbora Spotakova

In der Weltjahresbestenliste stehen beide nur auf den Plätzen 15 und 6. Doch niemand, der in dieser WM-Saison schon weiter geworfen hat, kann mit dieser Geschichte mithalten: Obergföll ist die amtierende Weltmeisterin, die Tschechin Spotakova die Olympiasiegerin von 2008 und 2012. Beide bekamen nach ihren letzten großen Erfolgen ihr erstes Kind und legten eine Pause ein. Spotakova wurde 2014 sogar schon wieder Europameisterin, und deshalb hofft jetzt auch Obergföll: „Es wird eine heiß umkämpfte WM. Es wird auch die Chance geben, mit einer vielleicht nicht ganz überragenden Weite Gold zu holen“, so Obergföll. Auch wieder mit dabei: Die Russin Maria Abakumowa. Die Weltmeisterin von 2011 bekam im vergangenen Jahr Zwillinge.

400 Meter: Allyson Felix gegen Christine Ohuruogu

Am Donnerstag soll im „Vogelnest“ Leichtathletik-Geschichte geschrieben werden: Die Amerikanerin Felix will dann ihre insgesamt neunte Goldmedaille bei einer WM gewinnen, sie wäre damit erfolgreicher als US-Legenden wie Carl Lewis oder Michael Johnson. Auch die Britin Ohuruogu kann Historisches schaffen und zum dritten Mal in Serie 400-Meter-Weltmeisterin werden. Das schaffte vor ihr noch niemand. Die meisten WM-Titel gewann Felix über 200 Meter. Über die doppelte Distanz wäre es selbst für sie eine Premiere.