Bolt is back: „Ich bin zurück im Geschäft“

Rom (dpa) - Die Rückkehr von Supersprinter Usain Bolt soll die matte Diamond League zum Funkeln und die Leichtathletik auf Touren bringen. „Ich bin zurück im Geschäft“, sagte der 24-jährige Olympiasieger und Weltrekordler vor seinem Saisondebüt in Rom.

Fast zehn Monate war der Jamaikaner nach seiner Niederlage Anfang August 2010 in Stockholm gegen Tyson Gay (USA) von der Weltbühne verschwunden. „Zum ersten Mal bin ich leicht nervös, weil ich so lange nicht gerannt bin“, bekannte Bolt. „Ich weiß nicht, welches Tempo in meinen Beinen steckt.“

Mit großer Spannung erwartet auch der Leichtathletik-Weltverband IAAF seinen Auftritt um 21.45 Uhr im Olympiastadion von 1960, wo er auf seinen Landsmann und Ex-Weltrekordler Asafa Powell sowie Europameister Christophe Lemaitre (Frankreich) treffen wird. „Usain Bolt ist unser globaler Topstar. Keiner hat eine solche Position in der 100-jährigen Geschichte der IAAF gehabt wie er“, sagte Helmut Digel, deutscher Marketing-Verantwortlicher im Weltverband.

Der schnellste Mann der Welt ist die wichtigste Werbefigur einer olympischen Sportart, deren Fernsehpräsenz und Bedeutung schwindet. „Für uns ist es sehr wichtig, dass Usain Bolt eine gute Leistung bringt“, meinte Digel. „Rom ist ein Gradmesser und wegweisend für die Weltmeisterschaft in Daegu.“

Für den dreimaligen WM-Sieger von 2009 ist die italienische Kapitale aber nur eine Durchgangsstation nach Südkorea und ein Fitnesstest nach körperlichen Problemen. „Rekorde sind nicht mein Ziel. Mein Ziel sind Medaillen bei der WM und bei den Olympischen Spielen“, sagte Bolt. „Ich will zeigen dass ich zurück bin - dazu brauche ich keine Weltrekorde.“

Allerdings hat er in der langen Wettkampfpause hart trainiert. „Ich habe etwa acht bis zehn Pfund verloren, dafür mehr Muskeln aufgebaut“, berichtete Bolt, der damit seine Schnelligkeit beim Start und auf den ersten 30 Metern verbessern will. Probleme bereitete ihm in den vergangenen Monaten der Rücken. Deshalb konsultierte er mehrfach den Münchner Sportorthopäden Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth. „Der Arzt hat mir das Okay gegeben“, berichtete Bolt, der weitere Rennen in Ostrava und Oslo zugesagt hat: „Meine Form ist nicht perfekt, aber gut. Ich erwarte nichts.“

Die Niederlage gegen Tyson Gay in Stockholm, wo der Amerikaner ihm in 9,84 Sekunden um 13 Hundertstel abhängte, hat nicht an seinem Selbstbewusstsein gekratzt. „Absolut nicht“, meinte Bolt, „mal gewinnt man, mal verliert man. Jedes Rennen kann man in einer Karriere nicht gewinnen.“ Auch gegen Powell, der 2007 im italienischen Rieti in 9,74 Sekunden Weltrekord lief, verlor er eines der insgesamt neun Duelle. Die 100-Meter-Bestmarke von Powell unterbot Bolt dreimal - zuletzt mit 9,58 Sekunden bei der WM 2009.

Während Bolt für seinen Zehn-Sekunden-Auftritt mit einem Startgeld von geschätzten 250 000 bis 300 000 Dollar honoriert wird, können sich deutsche Athleten eher glücklich schätzen, überhaupt zur Diamond League eingeladen zu werden. In Rom wird Malte Mohr versuchen, nach Doha den zweiten Sieg zu schaffen. Mit dabei sind sein Stabhochsprung- Kollege Raphael Holzdeppe, der EM-Dritte Ralf Bartels (Kugelstoßen), Europameisterin Linda Stahl und Christina Obergföll (beide Speer) sowie Diskuswerferin Nadine Müller.