Leichtathletik-WM in London Chaos-Rennen: Keine Medaille für Hindernisläuferin Krause

London (dpa) - Europameisterin Gesa Krause blickte nach ihrem Zieleinlauf erschöpft und enttäuscht auf die Videowand, dann trottete sie den Tränen nahe aus dem Innenraum des Olympiastadions. Schwer mitgenommen sah sie aus, eine heftige Prellung zeichnete ihr Knie.

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Zwei Jahre nach ihrem Bronze-Coup von Peking ging die 25-Jährige bei der Leichtathletik-WM in London als Neunte leer aus. Nach dem Sturz einer Konkurrentin und Rempeleien war Krause schon in der ersten Rennhälfte zu Boden gegangen und entsprechend zurückgefallen.

„Ich habe leider einen Schlag auf den Kopf bekommen. Auf dem ersten Kilometer war ich ganz schön benommen“, sagte Krause in der ARD. „Das ist schwer zu verkraften. Ich habe das ganze Jahr dafür trainiert. Es tut einfach weh, dass ich nicht eingreifen konnte.“

Am Ende standen 9:23,87 Minuten auf der Anzeigetafel. Bei der WM vor zwei Jahren in Peking hatte sie mit Bronze überrascht. Gold gewann überraschend die Amerikanerin Emma Coburn in 9:02,58 Minuten vor ihrer Teamkollegin Courtney Frerichs in 9:03,77. Bronze holte die Titelverteidigerin und Olympia-Zweite Hyvin Kiyeng Jepkemoi aus Kenia. „Das ist Hindernislauf, das kann passieren. Ich bin aber stolz auf mich, dass ich noch durchgelaufen bin“, sagte Krause.

Die Ausdauerspezialistin vom Verein Silvesterlauf Trier wollte am Freitagabend eigentlich ihre am 5. Mai in Doha/Katar aufgestellte Bestmarke von 9:15,70 noch unterbieten. Aber in dem chaotischen Rennen vor 50 000 Zuschauern fiel sie früh zurück. Die Kenianerin Beatrice Chepkoech brachte sogar das Kunststück fertig, an einem Wassergraben vorbei zu laufen, nochmal umzudrehen und am Ende Vierte zu werden.

„Es ist nicht so, dass da vorne alle Weltrekord laufen. Aber unter neun Minuten - das kann Gesa nicht“, hatte ihr Trainer Wolfgang Heinig vor dem WM-Finale erklärt. „Wenn sie einen guten Tag erwischt, könnten es mal 9:10 oder 9:12 werden.“ Aber nur bei einem glatten Rennverlauf.

Dabei hatte Krause wieder einmal einen immensen Aufwand betrieben, um mit allen Chancen in das WM-Rennen zu gehen. Etwa 5500 Kilometer läuft die Hindernisspezialistin im Jahr, bis zu 170 in einer normalen Woche. Sie war in Trainingslagern in Südafrika, Kenia und zuletzt in Davos/Schweiz. Sie rannte bei Wind und Wetter auf der bescheidenen Anlage in Frankfurt-Niederrad. Immer die WM und ihre Devise im Kopf: „Vielleicht wachse ich über mich hinaus.“

In Europa top, in der Welt oft alleine gegen Afrikas Asse - und nun auch noch zwei Amerikanerinnen ganz vorne. So erging es Krause in London. Dennoch genossen ihre Leistungen bei Kollegen und Fans in der olympischen Kernsportart höchste Anerkennung: 2015 und 2016 war Krause zu Deutschlands „Leichtathletin des Jahres“ gewählt worden. Sie hat der deutschen Laufszene nach jahrelanger Flaute mit ihren Erfolgen einen kräftigen Impuls gegeben.

Ein Déjà-vu gab es für Krause zwei Jahre nach ihrem Coup von Peking aber nicht. Der dritte Platz damals war die erste deutsche Einzel-Laufmedaille seit der WM 2001, als Ingo Schultz über 400 Meter Silber gewann. In Rio de Janeiro erlebte Krause dann einen „einen wirklich brutalen Tag“. Sie rannte in 9:18,41 Minuten deutschen Rekord, wurde aber nur Sechste.

Die internationale Konkurrenz ist nicht schwächer geworden. „Auf dem Papier nicht, aber...“ - das hatte Heinig zu den Medaillenchancen seines Schützlings gesagt. Krause aber träumte von einem Podestplatz - bis Freitagabend. Bei der EM nächstes Jahr in Berlin winkt ihr nun ein vielversprechendes Heimspiel - jenseits von Afrika und Amerika.