Chillen und Party: Weltmeister Storl tankt Kraft
Kemer (dpa) - David Storl schiebt eine ruhige Kugel. Am Strand abhängen, Cocktails schlürfen, mit anderen Top-Athleten feiern: Der erste deutsche Kugelstoß-Weltmeister macht zur Zeit alles, nur eines nicht - sich sportlich auspowern.
Während sich andere Weltmeister wie der Kanute Max Hoff beim „Champion des Jahres“ im türkischen Kemer unter anderem in Fitnesskursen zum Schwitzen bringen lassen, ist für Storl körperliche Anstrengung Tabu - im Fokus steht „Entspannung mit ganz viel Party. Die mentale und körperliche Erholung brauche ich nach dieser langen und anstrengenden Saison unbedingt“, sagte der 21-Jährige.
Keine fünf Wochen ist es her, dass der Chemnitzer mit seinem Sensationsgold im südkoreanischen Daegu vom Jahrhunderttalent zum jüngsten Champion wurde und in die A-Liga der Leichtathleten aufstieg. Realisiert hat er seinen Wahnsinns-Coup mittlerweile, für ihn aber kein Grund, damit hausieren zu gehen oder sich als etwas Besonderes zu fühlen. „Es ist toll. Aber ich bin deshalb kein anderer Mensch oder denke ständig daran“, meinte der 1,98 Meter große Modellathlet. Zumindest nach außen hin hat er seinen ersten großen Triumph relativ schnell ad acta gelegt.
Vollgas gibt „Storli“ derzeit nur auf dem Wasser - beim Jetski-Fahren. Das könnte neben dem Kugelstoßen die neue Leidenschaft des 21-Jährigen werden. Auf den in der Sonne glitzernden Wellen der Türkischen Riviera drehte er fast jeden Tag das Gas voll auf und genoss die Adrenalinschübe. „Ich habe das vorher noch nie gemacht und nicht gedacht, dass das so viel Spaß macht“, sagte Storl. Am liebsten hängt er mit seinem dicken Stoßer-Kumpel Ralf Bartels ab. Den Neubrandenburger hat Storl mit in den einwöchigen Urlaub genommen. „Ich habe mit seiner Frau gesprochen und gesagt, dass er unbedingt mitkommen soll“, erzählte Storl.
Erst im November steigt der „Meister der Kugel“, der wie der frühere Fußball-Nationalspieler Michael Ballack im Chemnitzer Sportgymnasium die Schulbank drückte, wieder ins Training ein. Ziel sind die Olympischen Spiele 2012 in London. Doch ans Morgen will Storl noch nicht denken. Dass er dann der Gejagte sein wird, macht ihm ebenso wenig Angst wie die Möglichkeit, grandios zu scheitern. „Bis dahin ist es ein weiter Weg und es kann so viel passieren. Was wäre wenn - darüber zerbreche ich mir noch nicht den Kopf“, meinte Storl. Tiefenentspannt in den Ferien - im Ring lebt er vor allem von seiner Schnelligkeit und Explosivität.
Doch wenn Storl seinen Weg weiter geht und sich körperlich sowie technisch stetig entwickelt, wird er auch in der kommenden Saison mit starken Ergebnissen aufwarten und sich in der Weltelite etablieren. „Ich will an mein jetziges Niveau anknüpfen und konstant 21,00 bis 21,50 Meter stoßen“, sagte Storl. Er traut sich auch zu, bald die 22-Meter-Marke zu knacken.
Das ist alles noch Zukunftsmusik, für Storl zählt nur das hier und jetzt. Und das heißt nach dem einwöchigen Urlaub in der Türkei auf die Jagd zu gehen - gemeinsam mit Bartels. „Ralf hat mir immer so viel davon erzählt, das will ich jetzt auch mal erleben“, sagte Storl.