Gebrselassie entthront: Makau mit Marathon-Rekord
Berlin (dpa) - Patrick Makau hat sich am Brandenburger Tor zum neuen Marathon-König gekrönt und Äthiopiens Lauf-Legende Haile Gebrselassie vom Thron gestoßen.
Der 26-Jährige aus Kenia wiederholte beim 38. Berlin-Marathon seinen Vorjahressieg und verbesserte den drei Jahre alten Weltrekord von Gebrselassie in fantastischen 2:03:38 Stunden gleich um 21 Sekunden.
Trotz Sonnenscheins erlebte der 38 Jahre alte Äthiopier auf den Straßen der Hauptstadt einen traurigen Sonntag: Bei Kilometer 35 stieg Gebrselassie wegen Atemproblemen aus, erneute Rücktrittsgerüchte dementierte sein niederländischer Manager Jos Hermens umgehend: „Das ist nicht das Ende von Haile, aber das Ende einer Ära. Haile wird weitermachen und plant einen weiteren Marathon-Start. Sein Traum sind die Olympischen Spiele in London.“ Der „Wunderläufer“ hatte schon im November 2010 in New York aufgegeben. Damals hatte er überstürzt seinen Rücktritt angekündigt, es sich aber noch einmal anders überlegt.
Makau holte den Weltrekord, den bis 2007 sein Landsmann und Idol Paul Tergat hielt, wieder nach Kenia zurück. Neben der Siegprämie von 40 000 Euro strich er auch noch einen Weltrekord-Bonus ein - doch der war privat ausgehandelt und blieb geheim. Im Vorbeigehen knackte er in 1:27:38 Stunden auch noch den 30-Kilometer-Straßenweltrekord.
„Das war der größte Tag in meiner Lauf-Karriere. Bei Kilometer 25 spürte ich, dass ich Weltrekord laufen kann. Dabei habe ich mich heute Morgen gar nicht so gut gefühlt“, meinte Makau nach seinem zweiten Triumph in Berlin. „Ich habe gebetet und den lieben Gott gebeten, mir Kraft zu geben“, sagte der Sieger, der Gebrselassie zwischen Kilometer 27 und 35 gleich zweieinhalb Minuten abnahm.
Makaus Landsmann Stephen Kwelio Chemlany hatte im Ziel in 2:07:55 mehr als drei Minuten Rückstand. Dritter wurde in Edwin Kimaiyo (2:09:50) ein weiterer Kenianer. Rund 41 000 Läufer aus 125 Nationen waren bei bestem Marathon-Wetter von Berlins „Regierendem“ Klaus Wowereit und Ex-Profiboxer Henry Maske auf den Weg geschickt worden.
Gebrselassie war bis zur Hälfte des Rennens ebenfalls noch auf Weltrekord-Kurs, konnte den unwiderstehlichen Zwischenspurt Makaus bei Kilometer 27 aber nicht parieren. Der Olympiasieger über 10 000 Meter stieg zwischenzeitlich sogar kurz aus, rannte dann aber weiter - und gab schließlich doch auf.
Makau sorgte bereits für den achten Weltrekord in Berlin und den fünften bei den Männern auf den klassischen 42,195 Kilometern. Die von seinem Landsmann Geoffrey Mutai am 18. April in Boston gelaufene Zeit von 2:03:02 Stunden konnte nicht als Weltrekord anerkannt werden; die Strecke erfüllte nicht die erforderlichen Kriterien.
Die Kenianerin Florence Kiplagat stand ihren ersten Marathon durch - und gewann auf Anhieb in 2:19:44 Stunden. Zweite wurde Irina Mikitenko aus Gelnhausen in 2:22:18 vor der britischen Weltrekordlerin Paula Radcliffe. „Ich habe an mich selbst geglaubt, aber nicht mit dem Sieg gerechnet. Aber ich habe gespürt, dass ich diesmal ins Ziel komme“, meinte Halbmarathon-Weltmeisterin Kiplagat.
Auch Radcliffe war glücklich. Die zweifache Mutter feierte in 2:23:46 Stunden ein bemerkenswertes Comeback und erfüllte die Olympia-Norm ihres Verbandes für die Sommerspiele 2012 in London locker. „Ich bin vielleicht ein bisschen zu schnell gestartet. Mit besserer Vorbereitung kann ich besser sein“, erklärte die 37-Jährige. Mikitenko dachte ebenfalls schon an London. „Ich habe leider nicht gewonnen, aber mit 2:22 kann man sich auf Olympische Spiele freuen“, sagte die deutsche Rekordhalterin und Berlin-Siegerin von 2008.