Stadt Tübingen ehrt WM-Stars Rudisha und Lagat
Tübingen (dpa) - 60 000 Dollar Siegprämie hatte er bereits bekommen. Die Glückwünsche des Staatspräsidenten von Kenia ebenfalls. Nun wurde der Ausnahmeläufer David Rudisha für seinen WM-Titel über 800 Meter nun auch noch mit ein paar knackigen schwäbischen Brezeln belohnt.
Die Stadt Tübingen ehrte ihn und den Amerikaner Bernard Lagat mit einem Empfang im Rathaus für ihre Erfolge bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu. „Wir lieben diese Stadt“, sagte Rudisha. „Die Trainingsbedingungen sind gut, das Wetter ist toll - ein netter Ort zum Leben.“
Es sind zwei Welten, die da aufeinanderprallen: Die kleine Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb und die Wunderläufer aus Afrika. Rudisha und der gebürtige Kenianer Lagat gehören zu einer Gruppe von Athleten, die zwischen ihren Wettkämpfen im Sommer in Tübingen leben und trainieren. Ihr australischer Manager James Templeton hat dort für sie ein Haus gekauft, von dort aus geht es dann nach London, Paris, Daegu - oder in die Wälder rund um die Universitätsstadt.
„Diese Wälder sind für uns großartig. Wir können hier perfekt trainieren“, sagte Lagat. Der 36-Jährige kommt seit 1998 nach Tübingen, er hat hier für jeden einzelnen Erfolg seiner Karriere die Basis gelegt. 2007 wurde er in Osaka Weltmeister über 1500 und 5000 Meter, zwei Jahre später in Berlin und in diesen Sommer in Südkorea holte er die Silbermedaille über die längere der beiden Strecken. So etwas verbindet, Lagat hat sich in Tübingen mittlerweile ein eigenes Haus gekauft. „Ich bin a Schwob“, sagt er gern und lacht dabei. Beim Empfang umarmte er sogar die Mitarbeiterinnen des Rathauses.
2007 lockte Lagat auch Rudisha nach Tübingen. Der ist 14 Jahre jünger, aber schon einer der größten Stars der Leichtathletik. Ihm über 800 Meter davonzulaufen, ist ungefähr so schwer, wie Usain Bolt im Sprint zu besiegen. „Ich bin manchmal nur für eine Woche am Stück hier, manchmal aber auch für anderthalb Monate. Das hängt ganz von meinem Wettkampfplan ab“, erklärte der Kenianer.
Vor zwei Jahren musste Rudisha in Tübingen sein überraschendes Scheitern im Halbfinale der Berliner WM verdauen. 2010 trainierte er so hart, dass er im August zwei Weltrekorde binnen acht Tagen aufstellte. Und über 2011 sagte er dann stolz: „Dies war mein Jahr.“ Er gewann in Daegu endlich seinen ersten großen Titel.
„Es fühlt sich großartig an, dieses Ziel erreicht zu haben“, erzählte Rudisha. „Weltmeister werde ich auch in 50 Jahren noch sein, das kann mir niemand mehr nehmen. Den Weltrekord dagegen kann ich jederzeit an einen anderen verlieren. Das ist der Unterschied.“
Die Stadt Tübingen ist „stolz darauf, dass wir ein wenig zu diesen Erfolgen beitragen konnten“, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer (Die Grünen). Er betonte auch: „Wir haben die schnellste Straße Baden-Württembergs“ - und meinte damit die Straße, in der die Häuser von Lagat und Rudisha stehen.
Es ist aber nicht nur so, dass sich eine Stadt im Glanz ihrer Prominenten sonnt, zumindest Palmer bekam mehr als nur einen Dank von ihnen zurück. Lagat schenkte dem OB die signierte Startnummer, mit der er in Daegu angetreten war. Und verabredete sich mit ihm im nächsten Jahr zum Training für den Tübinger Stadtlauf.