Diskus-Held Harting will ohne Socken EM-Gold
Zürich (dpa) - Diskus-Olympiasieger Robert Harting will ohne Socken seinen EM-Titel verteidigen. Trotz seines mächtigen Wurfes auf 67,01 Meter in der Qualifikation von Zürich zeigte sich der 29 Jahre alte Berliner nicht ganz zufrieden.
„Ich hätte mir ein besseres Körpergefühl gewünscht“, haderte Harting nach seinem einzigen Wurf und klagte über mangelnde Standfestigkeit im Ring. „Ich hatte neue Schuhe an und Probleme, mit meinem linken Fuß den Boden zu fühlen. Ich werde im Finale wohl die Socken ausziehen.“
Auch seine deutschen Mitstreiter Daniel Jasinski und Martin Wierig erreichten das Diskus-Finale. Der Wattenscheider Jasinski übertraf mit 64,11 Meter die geforderte Norm für die Endkampf-Teilnahme. Auch der Magdeburger Wierig qualifizierte sich mit 63,74 Meter noch für die Medaillenrunde.
An Hartings Weite gab es nicht viel zu bekritteln. Schließlich warfen in diesem Jahr nur Olympiasieger Piotr Malachowski (Polen), Martin Maric (Kroatien) und er selbst weiter. „In der Qualifikation ist es schwer zu dosieren. Da kann man nicht 70 oder 80 Prozent geben, sondern es ist sicherer, wenn man Vollgas gibt“, meinte Harting über seinen einzigen Wurf. Sein Dauerrivale Malachowski ließ es mit 64,98 Meter im dritten Versuch ruhiger angehen.
Vor der EM war Harting viel beschäftigt und betrieb seinen Diskus-Job fast als Nebenbeschäftigung. Zwischen den Prüfungen für seinen Bachelor in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation sowie dem Engagement für eine Deutsche Sportlotterie nutzte er jede Minute, um fit für die Titelverteidigung im „Übergangsjahr“ auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zu werden.
„Ich fühle mich gut und hundertprozentig fit. Die letzten beiden Tage waren richtig schön beim Training“, schwärmte der 2,01 Meter lange Riese. „Ich hoffe, dass ich dies mit in den nächsten Tag schubsen kann und ich bei der EM Gold gewinne.“ Gewissheit, ob er trotz aller Ablenkung seine Titelsammlung vergrößern kann, wird er nach dem Finale am Mittwoch haben. Um sich anzuspornen, fügte er noch ein Ziel hinzu: Den EM-Rekord von Malachowski von 68,87 Meter zu überbieten.
Mit dieser Weite hatte der Pole den Deutschen bei der EM 2010 in Barcelona zum letzten Mal bei einer internationalen Meisterschaft besiegt - danach wurde Harting zweimal Weltmeister (2011/2013) sowie Europameister und Olympiasieger (jeweils 2012). In dieser Saison bezwang Malachowski ihn nur einmal in Halle/Saale. Dabei aber mit der Weltjahresbestweite von 69,28 Meter.
Falls Harting seine lange Siegesserie in Zürich fortsetzen sollte, werden viele besonders gespannt hinschauen, ob er trotz Klageandrohung wegen möglicher Verunglimpfung von deutschen Symbolen im Freudentaumel wieder sein Trikot zerreißen wird. „Grundsätzlich lasse ich mich von niemandem beeinflussen“, antwortete er auf die Frage, ob er sich dadurch vom Zerreißen des Trikots abhalten lässt. Ob er es dann auch tun wird? „Ich versuche meinen Wettkampf zu machen und dann werden wir sehen.“
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sieht die Klagedrohung gelassen und stützt seinen Teamkapitän. „Es ist ein Trikot des DLV und ich kann nicht erkennen, dass er unehrenvoll mit deutschen Symbolen umgeht“, erklärte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen