Leichtathleten mit breiter Brust vor EM-Start
Zürich (dpa) - „Hopp Dütschland!“ Die deutschen Leichtathleten hoffen bei der EM in Zürich auf ein kleines Heimspiel und auf einen goldenen Auftakt durch Kugelstoßer David Storl.
„Wir sind tendenziell stärker als vor zwei Jahren aufgestellt. Allerdings muss man berücksichtigen: Die Konkurrenz in Zürich wird stärker als in Helsinki sein, weil es reguläre Europameisterschaften sind und nicht welche in einem Olympia-Jahr“, sagte Verbandspräsident Clemens Prokop im dpa-Interview vor dem Auftakt. „Ich denke und hoffe aber, dass wir mindestens so gut wie in Helsinki abschneiden.“
2012 glänzte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit 16 Medaillen (6 Mal Gold/6 Mal Silber/4 Mal Bronze) sogar als stärkste Nation. Gleich am ersten Wettkampftag und bei der ersten Entscheidung in Zürich tritt der zweifache Weltmeister Storl zur Titelverteidigung an, muss aber erstmal wie alle seine Konkurrenten durch die Qualifikation. „Den zweimaligen Olympiasieger Tomasz Majewski und all die anderen zu schlagen, ist natürlich das Allerwichtigste. Trotzdem möchte ich endlich 22 Meter stoßen, so weit wie noch nie“, sagte der 24-jährige Chemnitzer mit der Bestleistung von 21,97.
Storl kann auf die Unterstützung zahlreicher Grenzgänger aus Deutschland setzen, die EM-Veranstalter haben vor allem in Süddeutschland kräftig um Zuschauer geworben. Cheforganisator Patrick Magyar rechnet damit, dass 15 Prozent der Eintrittskarten für das traditionsreiche, 25 000 Besucher fassende Letzigrund-Stadion an Fans aus dem Nachbarland gehen: „Jeden Abend werden 2000 bis 3000 deutsche Zuschauer im Stadion sein.“ Sportdirektor Thomas Kurschilgen spricht von einem „kleinen Heimvorteil“.
Ein Platz unter den besten drei Nationen ist das Ziel des DLV. „Wir bleiben bei der Tradition: Eine Medaillenvorgabe wird es nicht geben“, sagte Kurschilgen am Montag bei der Auftaktpressekonferenz zu Spekulationen über den Gewinn von bis zu 20 Mal Edelmetall.
Die Vorleistungen der 92 deutschen EM-Teilnehmer lassen auf die erfolgreichste EM-Ausbeute seit 2002 in München hoffen. Damals gab es 19 Medaillen. „Bei der EM in Zürich geht eine sehr junge Mannschaft mit guter Perspektive an den Start. Wir haben in vielen Disziplinen nicht nur einsame Helden, sondern echte Konkurrenzverhältnisse“, sagte Prokop.
Das Durchschnittsalter beträgt nur 25,2 Jahre - das jüngste Aufgebot seit 1990. Diskus-Olympiasieger Robert Harting ist der Kapitän der deutschen Mannschaft, und für ihn zählt nur die erfolgreiche Titelverteidigung. „2014 ist ein Übergangsjahr auf dem Weg zu Olympia. Da ist der Erfolg nicht ganz so wichtig“, sagte der Berliner. „Ich hoffe aber trotzdem, dass ich bei der EM Gold gewinne.“ Mit seiner Siegermentalität soll er die Teamkollegen mitreißen.
Bestens aufgestellt sind für Dienstag und Mittwoch die deutschen Zehnkämpfer, die schon durch WM-Silber 2013 durch Michael Schrader und EM-Gold 2012 durch Pascal Behrenbruch auf sich aufmerksam gemacht hatten. Kai Kazmirek, Rico Freimuth und Arthur Abele „sind heiß wie sonst was“, sagte Bundestrainer Rainer Pottel. Kazmirek führt mit 8471 Punkten sogar die europäische Bestenliste vor Freimuth (8356) an. „Wir sind wirklich ein cooles Team“, sagte der Ulmer Abele, der wegen Verletzungen zwischen 2008 und 2013 keinen einzigen Zehnkampf beenden konnte. „Jetzt kann es nur nach oben gehen. Ich kann befreit aufmarschieren und mein Ding machen.“
Solche Aussagen hören die Funktionäre nur zu gern. Der DLV will an den Gesamterfolg bei der Team-EM im Juni in Braunschweig anknüpfen. „Wir wollen keine Mannschaft sehen, die an sich zweifelt“, erklärte Kurschilgen.