Storl über die 23 Meter: „Nichts ist unmöglich“
Zürich (dpa) - Der zweifache Kugelstoß-Weltmeister David Storl will bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich nicht nur seinen Titel verteidigen, sondern nach mehreren vergeblichen Anläufen in diesem Sommer endlich die nächste Schallmauer durchbrechen.
Weltrekord und deutscher Rekord in weiter Ferne, die 22 Meter aber dicht vor Augen: „Die sportliche Form ist so gut wie noch nie“, sagte sein Trainer Sven Lang über den 24-jährigen Chemnitzer, der sich gedanklich auch mit den 23-Meter-Weiten eines Randy Barnes, Ulf Timmermann oder Udo Bayer auseinandersetzt.
Betrogen fühlt sich Storl nicht von den Rekordhaltern, weil deren Bestleistungen aus einer dopingträchtigen Zeit stammen. „Wissen Sie, die haben auch trainiert und nicht zu wenig. Sie haben sich ja nicht hingesetzt, irgendwelches Zeug gefressen und 23 Meter gestoßen. Es war aber eben eine andere Zeit“, sagte der Olympia-Zweite in einem Interview der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Der Weltrekord des Amerikaners Barnes von 1990 liegt bei 23,12 Metern, der deutsche Rekord des Berliners Timmermann von 1988 bei 23,06. Dessen langjähriger Rivale Udo Beyer, Olympiasieger von 1976, hielt einst den Weltrekord mit 22,64 und hatte im vergangenen Jahr die Einnahme verbotener Substanzen erstmals gestanden.
„Ich möchte um Himmels willen nichts schönreden; wer gegen das Fairplay verstoßen hat, soll zur Verantwortung gezogen werden. Aber was weiß ich denn wirklich von der damaligen Zeit? Das ist alles nur vom Hörensagen“, sagte Storl. „Ich war nicht einmal geboren, als Barnes Weltrekord gestoßen hat.“
Storl hat eine Bestleistung von 21,97 Meter und will in Zürich erstmals die 22 Meter übertreffen. Bereits zum EM-Auftakt an diesem Dienstag stehen die Qualifikation und der Medaillenkampf an. „Mal sehen, in fünf, sechs Jahren werde ich bestimmt stabil über 22 Meter stoßen. Man wird ja älter. Und besser. Nichts ist unmöglich“, sagte Storl auf die Frage, ob er eines Tages 23 Meter stoßen könne.
In jedem Wettkampf in dieser Saison hat das Supertalent des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) die 21 Meter übertroffen. Nach seinem Favoritensieg bei den deutschen Meisterschaften in Ulm hat Storl angekündigt, bei der EM unbedingt 22 Meter stoßen zu wollen. Bei der letzten Vorbereitung in Kienbaum hatte er zwar etwas Probleme mit dem Rücken und musste einen Tag kürzertreten. Die Blessuren sind laut Trainer Lang aber „keine Behinderung“ mehr. Sein Schützling sei sehr fokussiert und habe dazu die nötige Lockerheit: „Wer ihn kennt, weiß, dass er beim Saisonhöhepunkt immer noch zulegen kann.“
Storl selbst bekräftigte im „FAZ“-Interview: „Bei den Europameisterschaften stoße ich wieder gegen den zweimaligen Olympiasieger Tomasz Majewski. Ihn und all die anderen zu schlagen, ist natürlich das Allerwichtigste. Trotzdem möchte ich endlich 22 Meter stoßen, so weit wie noch nie.“