Diskus-Koloss Harting auf Olympia-Gold fixiert

Helsinki (dpa) - 40 Tonnen an Gewichten bewegen, 5000 Kalorien pro Tag verbrauchen und vier Kilogramm abspecken: Diskus-Koloss Robert Harting will nach dem EM-Sieg in Helsinki wie ein Berserker arbeiten, um am 7. August in London die nur 400 Gramm leichte Olympia-Goldmedaille zu gewinnen.

„Warum soll ich mich verstecken? Es ist doch ein positives Gefühl, die Chance dazu zu haben“, sagte der 27-jährige Berliner zu seinem offenen Umgang mit der Favoritenrolle. Gelingt ihm in London der goldene Wurf, wäre es der dritte Titel nach WM- und EM-Sieg binnen 365 Tagen. „Zwei habe ich jetzt und ich hoffe, ich kann noch einen dritten dazuholen“, meinte Harting. 28 Siege in Serie und die ersten beiden 70-Meter-Würfe seines Lebens im Mai stärken sein überbordendes Selbstbewusstsein zusätzlich. „Der Wettkampf Nummer 29 wird der wichtigste“, weiß er.

In Helsinki gewann der Weltmeister von 2009 und 2011 mit 68,30 Meter im vierten Versuch vor dem Esten Gerd Kanter (66,53) und Zoltán Kovágó (Ungarn/66,42). „Es ist nur eine Zwischenstation. Ich glaube, das hat man auch an der Art und Weise gesehen, wie ich meinen Sieg verarbeitet habe“, sagte er und verzichtete auf das rituelle Zerreißen seines Nationaltrikots. „Emotionale Reserven müssen noch bleiben. Anspannung und Adrenalin werde ich bei Olympia haben. Da geht es an die Eier.“

Damit es nicht in die Hose geht und seine stärksten Ring-Rivalen Virgilijus Alekna (Litauen) und Piotr Malachowski (Polen) ihm in London nicht die Show stehlen, will Harting im Bundesstützpunkt Kienbaum bei Berlin bis ans Limit gehen. „Momentan habe ich nur Lust auf Training“, sagte der 2,01 Meter lange und 133 Kilogramm schwere Modellathlet. Als Nebeneffekt des Trainings - bei dem die „Geräte in allen Richtungen fliegen“, wenn es in den Übungseinheiten nicht optimal läuft - erhofft er sich an Körpergewicht zu verlieren. „Ich will abspecken. Man bewegt sich dann anders, nicht so träge“, erklärte Harting. „Wenn man den Körper mag, fühlt man sich einfach spritziger.“

Auch an der Wurf-Technik will Harting mit seinem Trainer Werner Goldmann noch ordentlich feilen. „Jetzt habe ich noch vier Wochen Zeit, da ein bisschen Harmonie zu finden und die Bewegung fein zu gestalten“, meinte er. Schließlich hätten die ersten beiden Versuche bei der EM ausgesehen, „als hätte ich das Diskuswerfen gerade erst gelernt.“

Nicht optimal funktioniert sein linkes Knie, das wegen einer Entzündung der Patellasehne im Oktober 2011 operiert wurde. „Im Wettkampf hat es geschmerzt, am Saisonende muss ich mir da etwas einfallen lassen“, sagte Harting. Bis zu den London-Spielen will er das Problem einfach verdrängen: „Man wird im Zuge von Olympia leistungsfähiger im Kopf.“