DLV hofft auf Staffel-Medaillen

Zürich (dpa) - Die Finals über 100 Meter haben Verena Sailer, Tatjana Pinto und Julian Reus bei den Europameisterschaften verpasst, trotzdem träumen die deutschen Sprinter von Medaillen mit den Staffeln.

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Vor den Vorläufen an diesem Samstag in Zürich sind allerdings die beiden nationalen Einzelmeister Pinto und Reus verletzt. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat in den vergangenen Jahre viele Anstrengungen unternommen, damit seine Tempojäger international nicht nur hinterherlaufen.

„Die Gesamtentwicklung stellt sich seit 2010 sehr positiv dar“, sagte Sprint-Bundestrainer Ronald Stein vor dem Final-Wochenende bei der EM. „Wir hoffen, dass das im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 und die EM 2018 in Berlin so weitergeht.“ Vor zwei Jahren in Helsinki hatte das deutsche Quartett um Sailer (Mannheim) und Pinto (Münster) sogar Gold über 4 x 100 Meter geholt. Und die Männer gewannen damals Silber hinter den Niederlanden.

In dieser Saison ließ vor allem Reus aufhorchen, der bei den Meisterschaften in Ulm den fast 30 Jahre alten 100-Meter-Rekord von Frank Emmelmann auf 10,05 Sekunden verbesserte und damit groß in den Schlagzeilen stand. Im Letzigrund-Stadion schied der 26-Jährige allerdings im Halbfinale aus und musste auch noch seinen 200-Meter-Start absagen. „Er hatte extrem starke Schmerzen in der Kniekehle und ist gespritzt worden“, sagte Stein am Freitag. Wahrscheinlich wird er im Vorlauf geschont - wenn er überhaupt noch laufen kann.

Bauen kann der Bundestrainer aber auf den Berliner Lucas Jakubczyk, der im 100-Meter-Endlauf als Fünfter überzeugte. Auch die Frauen haben so ihre Sorgen: Sailer, die Einzel-Europameisterin von 2010, stand ebenso wenig im Endlauf von Zürich wie Pinto. Die 22-Jährige hat zudem „ein akutes Problem“ (Stein) mit der Gesäßmuskulatur und wird derzeit intensiv von Physiotherapeuten behandelt.

Die Erfolge von der EM 2010 werden sich deshalb so leicht nicht wiederholen lassen. Stein schätzt bei den Männern die Briten als „fast unschlagbar“ ein, bei den Frauen sei Großbritannien und Frankreich „aktuell wesentlich stärker als wir.“ Dazu kommen die Niederländerinnen mit ihrem Star Dafne Schippers.

Der DLV hat auch in diesem Jahr viel investiert in die Entwicklung seiner Sprinter. Biomechaniker und Physiotherapeuten werden intensiv beansprucht, Heimtrainer fortgebildet und nicht zuletzt gab es wieder ein sechswöchiges Trainingslager in Florida, unter anderem mit amerikanischen Sprintern. „Es hat uns Trainer weitergeholfen, wenn man sieht, wie die trainieren“, erklärte Stein.

Die Gründe für die seit vielen Jahren anhaltende Übermacht der Sprinter aus den USA und Karibik lasse sich nicht in wenigen Sätzen erklären, aber eines sei klar: „Es ist ein Riesenunterschied, ob du als Sprinter das ganze Jahr bei 30, 35 Grad trainieren kannst oder nicht. Da kann man eine ganz andere Geschwindigkeit entwickeln und hat eine schnellere Regeneration.“