EM-Titel nur Nebensache - Storl will Olympia-Gold

Amsterdam (dpa) - Das dritte EM-Gold war schön und gut, aber nur Nebensache. „Dreimal Europameister zu werden mit 25 Jahren, ist erstmal nicht schlecht“, sagte Kugelstoß-Star David Storl.

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Für ihn zählt in diesem Jahr nichts anderes als der Olympiasieg in Rio: „Was denn sonst?“ Dafür muss der Athlet vom DHfK Leipzig noch Kraft tanken und an der Technik feilen. Denn über seine Siegerweite von Amsterdam von 21,31 Metern können die starken US-Boys nur müde lächeln.

Bei den amerikanischen Meisterschaften, die parallel zur EM stattfanden, qualifizierten sich Ryan Crouser (22,11 Meter), Joe Kovacs (21,95) und Darell Hill (21,63 Meter) mit Weiten für Olympia, von denen Storl momentan nur träumen kann. „Es war noch nicht das Niveau, das man für Rio braucht. Das wird noch eine ganz andere Nummer“, sagte er mit Blick auf die US-Konkurrenz und gab zu: „Für einen 22-Meter-Stoß fühle ich mich noch nicht bereit. Ich wollte aber noch nicht den Bullen rauslassen.“

Psycho-Poker gehört auch zum Kampf im Kugelstoß-Ring. Die Frage ist nur: Blufft Storl oder hat er nach schwierigem, verspäteten Start in die Saison wegen Knieproblemen ein gutes Blatt in der Hand? „Es ist gar nicht so schlecht, wenn es sich etwas hinzieht“, sagte der Weltmeister von 2011 und 2013 zum Aufbau der Form.

Andererseits habe ihn die Sorge, zu früh den Leistungshöhepunkt zu erreichen und schon vor Rio alles zu verpulvern, auch behindert. „Das Gefühl, sich etwas für Olympia aufheben und noch nicht alles zeigen zu wollen, machte die EM auch kompliziert.“

Im vergangenen Jahr war der 120 Kilogramm schwere Athlet zum gleichen Zeitpunkt allerdings ganz anders drauf. Am 9. Juli 2015 gelang ihm beim Diamond-League-Meeting in Lausanne mit 22,20 Metern der erste Stoß über die 22-Meter-Grenze. Das nützte ihm bei der WM gut einen Monat später in Moskau auch nichts: US-Koloss Kovacs entthronte Storl, der mit 21,74 Metern Zweiter wurde.

„Letztes Jahr war eine sehr gute Saison. Da war ich körperlich auf einem anderen Niveau“, sagte Storl. „Seit der Winterpause muss ich mir das wieder aufbauen. Aber ich denke, das kriege ich wieder hin.“ Ärgerlich sei, dass es im Training besser laufe und er mehr drauf habe, als er im Wettkampf bisher zeigen könne. Besonders der Schritt vom Einstoßen in den Wettkampf falle ihm noch schwer.

„Ich mache dann technisch ein paar Sachen anders, fange zu sehr an im Oberkörper zu ziehen, weil ich unbedingt weit stoßen will“, analysierte er. „Das macht mir noch die großen Weiten kaputt.“

Vor vier Jahren in London fehlten Storl nur drei Zentimeter für Olympia-Gold. Tomas Majewski besiegte ihn mit 21,89 Metern. Vier Jahre zuvor in Peking gewann der Pole mit 21,51 - mit Weiten, die auch für den Deutschen in Rio erreichbar sein könnten. „Irgendwann platzt der Knoten und ich weiß, ich habe den Rhythmus gefunden“, sagte Storl zuversichtlich. „Die Trainingsleistungen werden noch nach oben gehen, davon bin ich überzeugt. Dann wird es passen für Olympia.“