Gatlin in starken 9,80 Sekunden US-Meister

Eugene (dpa) - Erst ein Super-Sprint, dann ein Super-Spruch: Justin Gatlin ist wieder ganz der Alte. In persönlicher Bestzeit von 9,80 Sekunden lief der Athen-Olympiasieger bei den US Olympic-Trials in Eugene/Oregon zum Titel über die 100 Meter.

Er ließ gleich eine Kampfansage an Überflieger Usain Bolt für die Olympischen Spiele in London folgen. „Ich habe einem Job zu erfüllen und dafür werde ich machen, was nötig ist. Egal ob ich 10,4 oder 9,4 Sekunden laufen muss“, tönte Gatlin, während er auf der Showbühne neben dem Stadion Autogramme gab. Er kann den Giganten-Gipfel bei den Spielen in London kaum erwarten. Mit seiner Siegerzeit in Eugene stieß Gatlin in Bolts Regionen vor. Nur der jamaikanische Weltrekordler war in diesem Jahr mit 9,76 und 9,79 Sekunden schneller als der Amerikaner.

Als Bolt 2008 in Peking antrat, die Sprintwelt zu erobern und die erfolgsverwöhnten Amerikaner zurückzulassen, saß Gatlin eine vierjährige Dopingsperre ab. Seit Sommer 2010 ist er zurück und nun Amerikas größtes Ass. „Ich wäre nicht zurückgekommen, wenn ich mich damit zufriedengeben würde, Zweiter oder Dritter zu werden“, betonte der 30-Jährige.

Hinter ihm qualifizierten sich Ex-Weltmeister Tyson Gay (9,86) und Ryan Bailey (9,93) ebenfalls für London. Da dürfte auch mit Gay zu rechnen sein. Nach einer Hüftoperation vor einem Jahr gab er vor zwei Wochen in New York sein Comeback (10,00 Sekunden) und bestritt nun in Eugene erst seinen zweiten Wettkampf. „Ich habe erst im März mit dem Training angefangen. Mehr kann ich derzeit noch nicht verlangen, aber es geht definitiv aufwärts“, meinte Gay.

Eine Kampfansage nach Chemnitz schickte Reese Hoffa. Sein Adressat: Weltmeister David Storl. „Wenn er in London gewinnen will, muss er mich besiegen“, sagte Hoffa der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte der 34-Jährige die 7,25 Kilo schwere Kugel auf die Weltjahres-Bestweite von 22 Meter gewuchtet. Hoffa entschied damit einen hochkarätigen Wettbewerb vor Hallenweltmeister Ryan Whiting (21,66 Meter) sowie dem Olympia-Zweiten Christian Cantwell (21,28) für sich.

Neben seiner Siegesweite kam Hoffa im letzten Versuch noch auf 21,93 Meter. Seine fünf gültigen Versuche waren alle weiter, als Storls bisheriger Saisonrekord von 21,13 Meter. Doch davon lässt sich der Routinier nicht blenden. „Ich weiß, dass David sehr gut vorbereitet zu den Sommerspielen kommen wird, und ich bin sicher, dass er zuvor die Europameisterschaft gewinnt. Er ist ein großartiger Athlet“, sagte Hoffa.

Für zwei weitere Weltjahresbestleistungen sorgten LaShawn Merritt und Sanya Richards-Ross über die 400 Meter. Olympiasieger Merritt deutete mit 44,12 Sekunden an, dass auch diesmal Gold nur über ihn geht. Der Peking-Champion lief locker und leicht, trudelte die letzten Meter aus und vergab so eine Zeit unter 44 Sekunden. Hinter Merritt kamen Tony McQuay (44,49) und Bryshon Nellum (44,80) auf die Podiums-Plätze und sicherten sich ebenfalls die Tickets für den Flieger nach London.

Jemery Wariner indes ging leer aus. Als Sechster kam der Athen-Olympiasieger in enttäuschenden 45,24 Sekunden ins Ziel und warf anschließend wütend seine weiße Sonnenbrille weg. Der einstige Star der Stadionrunde scheint seinen Zenit überschritten zu haben. Richards-Ross hingegen könnte in fünf Wochen erstmals Einzelgold gewinnen. In 49,28 Sekunden lief sie so schnell, wie noch nie eine Athletin bei den US-Trials.