Hardee und Ennis siegen - Knobel erfüllt WM-Norm
Götzis (dpa) - Als Zehnkampf-König Trey Hardee seinen ersten Götzis-Sieg bejubelte, hatte auch die junge deutsche Garde allen Grund zum Feiern. Olympia-Hoffnung Jan-Felix Knobel, erst 22 Jahre alt, bot im Mehrkampf-Mekka in Vorarlberg eine überragende Vorstellung:
Mit der persönlichen Bestleistung von 8288 Punkten landete der Frankfurter in dem Weltklasse-Feld auf dem fünften Platz und erfüllte auf Anhieb die verschärfte DLV-Norm (8200) für die Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea (27. August bis 4. September.
„Gerade die Jungs haben sich doch hier gut geschlagen. In Ratingen sehen wir alle wieder. Dann ist vielleicht auch André Niklaus dabei. Die Chancen stehen 50:50“, meinte Zehnkampf-Bundestrainer Rainer Pottel, der auch Heim-Coach des noch verletzten Berliners Niklaus ist.
Knobel stellte gleich in acht Teildisziplinen persönliche Bestleistungen auf - Rico Freimuth stand ihm kaum nach: Der 23 Jahre alte Hallenser - Sohn des zweimaligen Siegers Uwe Freimuth - landete bei seinem Götzis Debüt auf dem siebten Rang (8158). Es war der erste „Achttausender“ von Freimuth jr. „Frontmann“ Pascal Behrenbruch erreichte sein Ziel dagegen nicht: Der Vereinskollege von Knobel blieb als Zehnter immerhin 136 Punkte unter der WM-Norm für den Saisonhöhepunkt in Daegu.
„Nach dem Stabhochsprung war ich noch ganz zuversichtlich“, meinte Weltmeister Hardee, „aber das Speerwerfen war dann der Wendepunkt. Nach den 63,33 Metern war mir klar: der Rekord ist weg“, meinte der Texaner, der sich vor dem Kubaner Leonel Suarez (8440) und dem Esten Mikk Pahapill (8398) durchsetzte.
Auf den Spuren von Schwedens Siebenkampf-„Model“ Carolina Klüft hatte Weltmeisterin Jessica Ennis zwei Stunden zuvor groß aufgetrumpft und ihren Vorjahressieg wiederholt. Die Sonne über Vorarlberg lachte am Sonntag aber auch für Jennifer Oeser, die als einzige aus dem DLV-Quartett die WM-Norm (6150 Punkte) erfüllte. Die WM-Zweite aus Leverkusen belohnte sich nach einer Steigerung am zweiten Tag mit Platz vier und 6359 Punkten.
Doch die Show im Mösle-Stadion lieferte Jessica Ennis: Die 25 Jahre alte Britin triumphierte mit glänzenden 6790 Zählern deutlich vor der Russin Tatjana Tschernowa (6539) und der Französin Antoinette Nana-Djimou (6409). Als erster Athletin nach Publikumsliebling Klüft, die zwischen 2003 und 2007 fünfmal im Mösle-Stadion triumphierte, gelangen Ennis zwei Siege in Serie. „Ich habe etwa 6500 Punkte angepeilt und bin selbst überrascht, dass es so gut lief“, meinte die Siegerin, bevor sie auf die Ehrenrunde ging.
„Jessica Ennis ist derzeit das Maß aller Dinge im Siebenkampf. Der Olympiasieg wird im nächsten Jahr nur über sie gehen“, sagte Disziplin-Bundestrainer Wolfgang Kühne, der mit Jennifer Oeser sehr zufrieden war. „Das war so ziemlich ihr bester Saisoneinstand - WM-Norm ist abgehakt. Aber bis zur WM in Daegu ist noch einiges zu tun.“ Zweitbeste deutsche Siebenkämpferin war die EM-Neunte Maren Schwerdtner (Hannover) mit 6039 Zählern auf dem elften Rang. Lilli Schwarzkopf (Neuwied) trat nach einer Verletzung im Weitsprung zum abschließenden 800-Meter-Lauf nicht mehr an.