Leichtathletik-WM Heidler traf den „Hammer“ nicht - Wlodarczyk holt Gold
Peking (dpa) - Da war keine Spur mehr von der einstigen Fröhlichkeit, mit der Betty Heidler auch Niederlagen einst weglächeln konnte. „Ich habe den Hammer nicht getroffen“, kommentierte die 31 Jahre alte Olympia-Dritte mit bitterer Miene ihren enttäuschenden siebten Platz bei der Leichtathletik-WM.
Mit nur 72,56 Metern konnte Heidler nicht im Kampf um eine Medaille mitmischen. „Da kann ich mich auch auf 85 Meter vorbereiten, aber wenn ich ihn nicht treffe, werfe ich auch nicht weiter.“
In einer eigenen Hammerwurf-Sphäre bewegt sich dagegen die neue Weltmeisterin Anita Wlodarczyk. Erst schleuderte die Polin ihr Arbeitsgerät auf 80,27 Meter und danach noch auf 80,85 Meter. Damit verfehlte sie ihren am 1. August aufgestellten Weltrekord um nur 23 Zentimeter. Ich habe mich als souveräne Favoritin gefühlt. Der Titel und der Weltrekord - mehr kann ich nicht verlangen“, so Wlodarczyk. Die Dominanz einer WM-Siegerin in dieser Disziplin war nie so groß: Die Zweite Wenxiu Zhang aus China warf 76,33 und rund 4,5 Meter weniger weit. WM-Silber holte Alexandra Tavernier (Frankreich/74,02).
Der Abstand zwischen den beiden deutschen Werferinnen war immerhin deutlich geringer. Heidlers Clubkollegin von der LG Eintracht Frankfurt, Kathrin Klaas, schaffte 62 Zentimeter weiter als die Ex-Weltrekordlerin und wurde Sechste. „74 Meter für Platz drei wären machbar gewesen“, meinte die EM-Vierte, deren Saison wegen Rückenprobleme nicht optimal verlief. „Ich weiß, dass im nächsten Jahr noch ein paar Meter drauf müssen.“
Dies gilt mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio auch für Heidler, die 2009 und 2011 Weltmeisterin geworden war, aber nach Platz drei bei den London-Spielen 2012 ihre großen Leistungen nicht mehr erreichen konnte. Sowohl bei der WM 2013 und der EM 2014 war die Polizeihauptmeisterin jeweils in der Qualifikation ausgeschieden.
„Ich fühlte mich gut, war nicht müde und meine Beine waren frisch“, sagte Heidler ratlos und frustriert. Änderungsbedarf sieht sie für die Olympia-Vorbereitung nicht. „Deswegen muss ich nicht das ganze Training umstellen“, meinte die deutsche Teamkapitänin genervt.
Auch Fragen zur Hammerwurf Nummer eins Wlodarczyk und den Gründen für ihre Ausnahmestellung beantwortete sie schnippisch. „Ich weiß nicht warum. Sie wirft einfach weiter“, sagte Heidler. Ich gucke ihre Würfe nicht an und habe mit Anita nichts zu tun.“ Warum solle sie ihre Würfe analysieren? „Das bringt mir nichts, weil ich ich bin.“
Mutmaßungen, sie habe überlegt, gar nicht zur WM nach China zu reisen, wies sie entrüstet zurück. „Sonst würde ich nicht hier stehen“, sagte Heidler. „Ich kann nicht sagen, es wäre falsch gewesen, hierher zufahren. Man lernt daraus.“ Nämlich für den letzten großen Auftritt ihrer Karriere bei den Sommerspielen im nächsten Jahr. „Rio und dann gibt es irgendetwas anderes“, bekräftigte sie ihren Rückzug nach 2016. Bei der Europameisterschaft 2017 in Berlin wird sie aber dabei sein - als unbeschwerte und wieder fröhliche Zuschauerin.