Hochspringer Spank: „Ich hab's echt versaut“
Istanbul (dpa) - Eigentlich ist Raul Spank immer gut drauf. Der Sachse ist für seine Späßchen und flotten Sprüche bekannt. Doch in Istanbul war nach seinem neunten Platz im WM-Finale Schluss mit lustig.
„Es nervt, dass es zum dritten Mal in einem Finale Platz neun geworden ist. Mist. Aber ich hab's echt versaut“, sagte der beste deutsche Hochspringer am Tag danach. „Es reicht jetzt langsam, irgendwann muss ich doch genug Lehrgeld bezahlt haben.“
Als in der Ataköy Athletics Arena bei 2,31 Metern die Latte dreimal fiel, war die Dienstreise des Sachsen an den Bosporus gelaufen. Wenigstens Istanbul hat Spank mit seinem Trainer Jörg Elbe noch erkundet. „Es ist positiv, dass Raul den Kopf jetzt nicht in den Sand steckt und sagt: Ich habe zum dritten Mal Bockmist gemacht. Er ist und bleibt der beste deutsche Hochspringer“, meinte der Coach. Elbe arbeitet als Sportlehrer an einer Dresdner Berufsschule. Er sagt: „Die Kollegen unterstützen mich sehr. Sonst könnte ich gar nicht hier sein.“
Spank hat die Gunst der Stunde nicht genutzt - an diesem Tag war mehr drin für den 23 Jahre alten Dresdner. „Ich habe es technisch nicht auf die Reihe gekriegt. Ich wollte brutal in die Höhe springen und meine Bestleistung angreifen. Aber die Sprünge bei 2,31 Meter gingen dann eher in die Weite“, erklärte der WM-Dritte von 2009. Neunter wollte er auf keinen Fall werden, denn dieser Platz erinnert Spank an das vorige Jahr. An die Hallen-EM in Paris und die Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu. Ergebnis: Rang neun.
Dabei lief es für den Olympia-Fünften in Istanbul zunächst ganz gut. Bis zu seinen Fehlsprüngen hatte er alle sieben Höhen in der Qualifikation und im Finale gleich im ersten Versuch gemeistert. Und 2,31 Meter im ersten Anlauf - das wäre eine Medaille gewesen. „Hätte, wäre, wenn. Das zählt jetzt nicht mehr. Ich sag' jetzt auch nicht: Das war ja bloß eine Hallensaison. Das ist die Sprache des Verlierers“, gesteht Spank.
Im Sommer will der springende Student wieder zu den Gewinnern gehören. Bei den Europameisterschaften Ende Juni in Helsinki, am liebsten aber bei den Olympischen Spielen in London. Bloß nicht Neunter! Spank grinst. „Ich träume davon, dass mir in einem Finale mal wieder ein technisch richtig sauberer Sprung gelingt“, meinte der Hochspringer mit einer Freiluft-Bestleistung von 2,33 Meter. „Im Olympia-Finale mal richtig explodieren, das wär's, und dann ist mir auch der Platz egal. Ich muss sagen können: Es ging heute nicht besser.“
Nach dem Rückflug kann Spank erst mal eine Woche ausspannen, nächster Trainingstag ist der 19. März. In die Freiluftsaison steigt der Sachse frühestens Mitte Mai ein, nur zehn Wettkämpfe hat die Gemeinschaft Spank/Elbe vorerst geplant. „Wenn man alles mitnimmt, brennt man aus, die Motivation lässt nach. Von mir wird es diesmal keinen Angriff auf die Diamond-League-Gesamtwertung geben“, versicherte der deutsche Meister. Weniger ist manchmal mehr, und ein Motto von Raul Spank lautet schließlich: Qualität vor Quantität.