IAAF: Kein Beweis für Tolerierung von Blutdoping

Monte Carlo (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat Vorwürfe, bei Blutdoping-Kontrollen nicht effektiv gearbeitet und Verstöße ignoriert oder sogar toleriert zu haben, vehement zurückgewiesen.

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Diese Behauptungen entbehrten „jeder wissenschaftlichen oder rechtlichen Grundlage“, heißt es in einer langen Mitteilung vom 27. November. Es war die erste ausführliche Reaktion des Weltverbandes auf die Vorwürfe von ARD und „Sunday Times“ von Ende August.

Bei ihren Recherchen hatten der deutsche TV-Sender und die britische Zeitung eine aus der Datenbank der IAAF stammende Liste mit 12 000 Bluttests von rund 5000 Läufern ausgewertet. Darunter sollten 800 Sportler mit dopingverdächtigen Blutwerten sein, die von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gestartet sind. Unter ihnen sollen auch rund 150 Athleten sein, die Medaillen bei den Topereignissen gewonnen haben.

Es gebe keinen „zwingenden Beweis“ für Blutdoping vor der Einführung des Blutpass-Programms im Jahr 2009, hieß es in der Mitteilung. Die IAAF bekräftigte, sie sei in dieser Sache weder untätig gewesen noch hätten die abnormen Werte den Beweis von Blutdoping erbracht. Testergebnisse seien „nur zuverlässig, wenn sie fairerweise mit Ergebnisse von anderen Proben im Profil eines Athleten verglichen“ werden.

„Wir sind es gewohnt, dass Sportverbände immer wieder sehr empfindlich auf solche Recherchen reagieren“, sagte der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt der Deutschen Presse-Agentur. „Die IAAF scheint den Eindruck zu haben, dass ihr die Felle davon schwimmen könnten. Die Argumentation ist nicht neu und überrascht wenig“, sagte Seppelt. Die australischen Blutdoping-Experten Michael Ashenden und Robin Parisotto „und wir bleiben bei unserer Darstellung“.

Ashenden und Parisotto hatten neue Analysen auf Grundlage einer IAAF-Liste mit Bluttests vorgelegt. Ashenden kritisierte die Anzahl und zeitliche Verzögerung von Bluttests bei Leichtathleten, die bereits mit verdächtigen Blutwerten aufgefallen waren. Vor 2009 beim Blut-Screening auffällig gewordene Athleten hätten unverzüglich sanktioniert werden müssen - ohne die Notwendigkeit weiterer Kontrollen auf EPO.

„Die IAAF weist diese Behauptung grundsätzlich zurück und steht damit nicht allein“, heißt es in der Mitteilung. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und Richard Pound, der Chef ihrer unabhängigen Untersuchungskommission, seien zu dieser Erkenntnis gekommen. In ihrem Bericht sei „klar und unmissverständlich“ festgestellt worden, dass „keine Testergebnisse, die aus der Datenbank vor der Einführung des Athleten-Blutpasses 2009 stammen, als Beweis für Doping angesehen werden können“. In keinem dieser Fälle hätten Athleten deshalb wegen Dopings beschuldigt werden dürfen.

Dies illustriere insbesondere der Fall von Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die „öffentlich des Blutdopings bezichtigt wurde“, schreibt die IAAF. Dies sei allerdings aufgrund der „Missinterpretation ungeprüfter und unvollständiger Daten“ erfolgt. Die Werte in Radcliffes Profil seien plausibel erklärbar und würden beweisen, dass die Britin „vollkommen unschuldig“ ist. Weder die ARD noch die „Sunday Times“ hatten in ihrer Berichterstattung im August 2015 den Namen von Radcliffe erwähnt.