IAAF weist Doping-Enthüllungen zurück: „Konfus“

Frankfurt/Main (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband hat die jüngsten Doping-Enthüllungen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ als „sensationslüstern und konfus“ zurückgewiesen.

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Beiden Medien droht die IAAF sogar mit rechtlichen Konsequenzen. Das geht aus einer Erklärung hervor, die der Verband am 4. August veröffentlichte.

Die Verteidigungsstrategie der IAAF erinnert dabei an vergangene Doping-Debatten. Die Untersuchung von 12 000 Bluttests aus der IAAF-Datenbank könne nur verdächtige Werte, aber keine Beweise liefern, heißt es. Außerdem würden alle Proben aus der Zeit vor der Einführung des biologischen Blutpasses stammen, mit dem der Verband mittlerweile die Werte seiner Athleten überwacht. Seit es dieses System gebe, habe die IAAF „mehr Athleten wegen Betrugs gesperrt als andere Sport-Verbände und nationale Anti-Doping-Agenturen zusammen“.

Besonders scharf reagiert der Verband darauf, dass die ARD und die „Sunday Times“ überhaupt an interne Datenbanken herankam. Demnach verurteilt die IAAF „in der stärksten Form die Verbreitung, Nutzung und Veröffentlichung privater und vertraulicher medizinischer Daten.“ Sie behalte sich auch das Recht vor, „alles Nötige dafür zu tun, um die Rechte der IAAF und ihrer Athleten zu schützen.“

Die ARD hatte die Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ ausgestrahlt. Sie basiert auf der Auswertung der insgesamt 12 000 Bluttests von rund 5000 Läufern.

Bei 800 von ihnen sollen eindeutig dopingverdächtige Werte aufgefallen sein. Ganz konkret soll danach jeder dritte Medaillengewinner betroffen sein, der von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in den Ausdauer- Disziplinen von 800 Metern bis zum Marathon auf dem Siegerpodest gestanden hat. Hinzu kommt der Vorwurf, dass die IAAF diese Werte in den meisten Fällen geheim gehalten und nicht weiter verfolgt hat. „Es sieht so aus, als wären viele Athleten straflos davon gekommen“, sagte der australische Anti-Doping-Experte Robin Parisotto, der die Bluttests als einer von zwei Fachleuten ausgewertet hatte.

Der ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt erklärte, dass man vor der Ausstrahlung des Films ein Schreiben der IAAF-Anwälte bekommen habe. „Wir sollten unterschreiben, dass wir bestimmte Informationen nicht öffentlich machen“, sagte er dem Internetportal „spox.com“. „Anstatt dass die IAAF darüber nachdenkt, ob sie das Gespräch sucht, ob sie für mehr Transparenz sorgt, verschanzt sie sich.“ Man habe „monatelang“ versucht Interviews mit IAAF-Präsident Lamine Diack zu bekommen. „Die sind nie zustande gekommen.“

Den Vorwurf, die verdächtigen Blutwerte nicht weiter verfolgt zu haben, nannte die IAAF „einfach falschen, enttäuschenden und desinformierenden Journalismus“. Der Weltverband verweist darauf, dass er bereits im Jahr 2011 eine Studie veröffentlicht habe, die in einigen Punkten das gleiche ergebe wie die Recherchen der ARD. „Auch die IAAF hat damals festgestellt, dass die Länder, die jetzt von der ARD und der Sunday Times ermittelt wurden, den höchsten Prozentsatz von abnormalen Blutproben haben und dass genau diesen Ländern die Entwicklung eines starken, robusten Anti-Doping-Programms fehlt.“ Die Rede ist dabei von Russland und Kenia.

Unter dem Strich verweist die IAAF vor allem auf ihre vermeintlichen Bemühungen im Anti-Doping-Kampf. Auf den Vorwurf, dass genau diese Bemühungen von Athleten leicht zu unterlaufen sind, geht sie nicht ein.