Jugend stürmt: WM-Debüt für Dilla und Krause
Berlin (dpa) - Stabhochspringer Karsten Dilla flitzte zum Training und wollte danach endlich seinen WM-Koffer packen, Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause musste zwischen zwei Interviews mal schnell zur Dopingkontrolle.
Die Jugend ist immer auf dem Sprung.
Krause hat nicht nur einen ungewöhnlichen Vornamen und mit ihren 19 Jahren schon fast 50 Länder auf der Welt gesehen, die Abiturientin aus Frankfurt/Main ist das „Küken“ im deutschen Team für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu (27. August bis 4. September).
Dilla ist 22 und startet in Südkorea bald zum ersten Mal bei einer „großen“ Weltmeisterschaft. „Daegu ist ein Riesen-Event. Ich bin sehr motiviert und ehrgeizig und arbeite immer konsequent auf meine Ziele hin. Bei der WM will ich auf jeden Fall ins Finale kommen“, sagte der neue Überflieger vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Im WM-Jahr 2011 scheint dem Mann der Zukunft der Durchbruch gelungen zu sein: Gleich dreimal meisterte Dilla die WM-Norm von 5,72 Meter. Dass sein Vereinskollege Björn Otto (33) bei gleicher Höhe unter unglücklichen Umständen das WM-Ticket verpasste, tut dem elf Jahre jüngeren Dilla zwar leid. Aber er sagt auch: „Es ging knallhart nach den Leistungen. Deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen. Wir sind gute Kollegen und Vereinskameraden.“
Ein Grundschullehrer hatte ihn „mit zehn oder elf Jahren“ zur Leichtathletik gebracht, den Fußball kickte Klein-Karsten ohne Reue ins Abseits. „Ich fand es nicht gut, wenn mich alle angeschrien haben, wenn der Pass nicht ankam“, erklärte er. Dann hätte er in die Luft gehen können - genau das macht Dilla heute mit dem Glasfiberstab.
In Daegu will der Sportsoldat ins Finale springen und an seine Bestleistung herankommen. „Der Sport geht vor“, hat Dilla immer trotzig gesagt, selbst vor dem Abitur: „Ich hab's bestanden.“ Inzwischen hat der Youngster ein Fernstudium (International Management) begonnen. „Wenn ich jetzt noch fünf Jahre Sport mache und dann nichts habe, das wäre eine Katastrophe.“
Große (Leistungs)-Sprünge hat auch Gesa Felicitas Krause gemacht - aber auf der Laufbahn. Nun fährt sie als Jüngste im 74-köpfigen DLV-Team zur WM und träumt sogar von Olympia 2012 in London. Genau dort hatte die U-20-Europameister Anfang August beim Diamond-League-Meeting ein ganz starkes Rennen abgeliefert: Die 9:35,97 Minuten über 3000 Meter Hindernis waren für die gebürtige Dillenburgerin „ein enormer Leistungssprung. Mit dieser Zeit hätte ich auch Chancen auf das WM-Finale. Schwierig wird es auf jeden Fall, aber die anderen müssen auch erst mal laufen.“
Als sie acht war, hat sie ein Klassenkamerad mal zu den Leichtathleten mitgenommen. Da war's dann geschehen. „Bis zum 15. Lebensjahr habe ich alles gemacht, dann wurde die Freude am Laufen immer stärker“, erzählt die deutsche Jugend-Rekordhalterin. Den ungewöhnlichen Vornamen verdankt sie ihren Eltern. „Ich fand den Namen cool, aber Freunde nennen mich meist nur Gesa.“
Erst im Juli hat „Fräulein Krause“ ihr Abitur mit 2,1 bestanden, im Herbst 2012 will sie ein Studium (International Business) beginnen. Die Zeit dazwischen ist für den Sport reserviert - vor allem für Olympia. „Das ist der große Traum.“ Dabei hat Gesa Felicitas schon mehr Traumziele erreicht, als die meisten Teenager jemals sehen werden: Costa Rica, Brasilien, Argentinien, Paraguay, Hongkong, Australien, Neuseeland, Kenia. Doch es ist wie bei Stabartist Karsten Dilla: „Vielfliegern“ gehen die Ziele nie aus.