Kapitän Harting: „Sieg bei Team-EM ist möglich“
Düsseldorf (dpa) - Kapitän Robert Harting könnte die entscheidenden Punkte für den angestrebten Sieg bei der Team-Europameisterschaft am Wochenende in Braunschweig selbst holen.
Der Diskus-Olympiasieger wird am Sonntagabend als einer der letzten deutschen Leichtathleten in den Ring steigen. „Wir sind gut aufgestellt, vom Gefühl her sogar besser als 2013 in Gateshead“, sagte der 29-jährige Berliner dem Fachmagazin „Leichtathletik“. Harting setzt auf die heimischen Zuschauer: „Wenn die uns nach vorne peitschen und wir uns im Stadion gut anstellen, ist der Sieg möglich.“
Den einzigen Erfolg konnten die deutschen Asse bei der EM-Premiere des Titelkampfes der zwölf besten Leichtathletik-Nationen Europas 2009 in Leira/Portugal feiern. Danach war Russland stets Nummer eins des Kontinents. „Der große Favorit ist sicher Russland“, meinte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Aber sein Team könne „mit hohem Selbstvertrauen und Optimismus“ an den Start gehen. Immerhin haben schon 74 Athleten die Norm für die EM im August in Zürich erfüllt. Außerdem seien 40 DLV-Topsportler aktuell auf einem der ersten sechs Plätze der europäischen Bestenliste zu finden.
Ein deutsches Quartett führt dieses Ranking in seinen Disziplinen sogar an: Weltrekordlerin Betty Heidler (Hammerwurf), die ehemalige Europameisterin Linda Stahl (Speerwurf), Christina Schwanitz (Kugelstoßen) und Homiyu Tesfaye, der Senkrechtstarter über 1500 Meter. „Unsere Punktegaranten müssen vorn landen, und in Disziplinen, in denen wir nicht so gut sind, müssen wir den bestmöglichen Platz herauskitzeln“, lautet Hartings Erfolgsstrategie.
Zu den wohl härtesten deutschen Rivalen zählen auch die Briten, die Franzosen und die wiedererstarkten Polen. Allerdings wird Großbritannien nicht in Bestbesetzung - unter anderem ohne Doppel-Olympiasieger Mo Farah - anreisen.
Im Aufgebot der 50 Deutschen fehlen aus Verletzungsgründen jedoch einige Leistungsträger. Stabhochsprung-Ass Silke Spiegelburg, Nadine Müller (Diskus) und der aktuell schnellste DLV-Sprinter Lucas Jakubcyk müssen passen. Auch Weltmeister Raphael Holzdeppe (Stabhoch) ist nicht dabei. Bei ihm stimmt die Form noch nicht. „Ich weiß, es wird schon alles rechtzeitig kommen“, meinte der 24-Jährige mit Blick auf die „große“ EM zuversichtlich.
Braunschweig wird für das Gros der deutschen Leichtathleten der Härtetest für die EM vom 12. bis 19. August in Zürich sein. Kurschilgen geht dort von einem Aufgebot mit rund 80 Athleten aus. „Auf Grundlage der bisherigen Eindrücke wird Deutschland bei der EM zu den führenden Nationen Europas gehören“, sagte er. Nach der EM 2010 in Helsinki reiste der DLV mit 16 Medaillen, darunter sechs aus Gold, nach Hause. „Es wäre verfrüht, jetzt schon eine konkrete Prognose abzugeben“, meinte Kurschilgen zu Medaillen-Hochrechnungen.
Dass die Team-EM im Trubel um die Fußball-WM und angesichts des Wirbels um das zweite Spiel der deutschen Mannschaft am Samstag gegen Ghana arg im Schatten stehen wird, glaubt der DLV nicht. „Wir haben 350 akkreditierte Journalisten aus 19 Ländern und eine umfangreiche Fernsehübertragung“, erklärte DLV-Präsident Clemens Prokop. Außerdem hätte man der Fußball-WM nicht ausweichen können: „Es gab keine Alternative. Außerdem können wir die Leichtathletik deswegen ja nicht völlig einstellen. Wir setzen einen Kontrapunkt zur WM.“