Kugelstoß-Weltmeister Storl direkt ins WM-Finale

Istanbul (dpa) - Frühaufsteher David Storl war hellwach, seine 22 Kugelstoß-Konkurrenten weckte er mit einem Paukenschlag: 21,43 Meter! Der Koloss aus Chemnitz machte bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul gleich mit dem ersten Stoß klar, wer am Abend der Herr im Ring sein wollte.

189 Tage nach seinem sensationellen Weltmeistertitel von Daegu griff der stämmige Sachse auch unterm Hallendach nach WM-Gold. „Ralf Bartels hat mir gestern Abend noch eine SMS geschickt und mir Mut gemacht“, sagte Storl nach der Qualifikation in der Ataköy Athletics Arena. „Du schaffst es!“, funkte Bartels Richtung Bosporus.

„Jetzt mache ich erst mal Mittagsschlaf“, verriet Storl grinsend - und trollte sich. Sein alter Freund Bartels fehlt dem 21-Jährigen schon, der routinierte Mecklenburger hat ihn immer aufgemuntert und manchen Tipp gegeben. In der Qualifikation war er wieder ein bisschen aufgeregt, riss sich dann aber zusammen. Mit den 21,43 Metern übertraf Storl seine eigene europäische Saisonbestleistung um drei Zentimeter. „Für neun Uhr früh war das schon eine ganz ordentliche Geschichte. Frühstück war heute schon um 5.45 Uhr“, berichtete der Polizeimeister-Anwärter.

„So wie der Stoß von Storli aussah, ist da sicher noch was drin“, meinte auch sein Mitstreiter Candy Bauer, dem mit 19,60 Meter genau 44 Zentimeter zum Finale der besten Acht fehlten. „David hat mich sogar noch beruhigt: Bleib locker. Nach den zwei Fehlversuchen habe ich mir dann gesagt: Alles oder Nichts“, meinte der 25 Jahre alte Sportsoldat vom LV 90 Erzgebirge. „Mein Problem war, dass ich wieder versucht habe, mit Kraft weit zu stoßen.“

Mit der zweitbesten Weite von 21,23 Metern qualifizierte sich der US-Amerikaner Reese Hoffa. Titelverteidiger Christian Cantwell aus den USA, der schon dreimal Gold gewann, ist nicht am Start. Bislang einziger deutscher Kugelstoß-Weltmeister in der Halle war 1987 und 1989 der Berliner Ulf Timmermann.

Für Dreispringerin Kristin Gierisch aus Chemnitz und 800-Meter- Läuferin Carolin Walter aus Leverkusen war das WM-Debüt immerhin eine Erfahrung wert. Die deutsche Hallenmeisterin Gierisch kam mit 13,67 Metern an ihre Saisonbestleistung (14,19) nicht heran. Carolin Walter war nach einem beherzten Lauf am Ende mit 2:03,61 Minuten chancenlos, japste und strahlte aber wie eine Weltmeisterin: „Das war die zweitbeste Zeit meines Lebens!“ Nun will sie Istanbul erkunden.