Mutko: Olympia-Ausschluss „unverhältnismäßig“
London (dpa) - Russland stemmt sich gegen das drohende Olympia-Aus in Rio. Sportminister Witali Mutko zeigte sich in einem Gastbeitrag für die englische Zeitung „Sunday Times“ „sehr traurig“ und „beschämt“ über den Doping-Betrug von Leichtathleten aus seinem Land.
Er betonte aber auch, dass er einen Olympia-Ausschluss russischer Leichtathleten für „unfair und unverhältnismäßig“ hielte. Dadurch würden auch Sportler bestraft, die sich niemals einen Vorteil durch Doping verschafft hätten. „In anderen Bereichen des Lebens würde so etwas nicht passieren“, schrieb Mutko. Außerdem mache es keinen Sinn, wenn russische Athleten herausgegriffen und als einzige bestraft würden, obwohl es auseichend bekannt sei, dass das Doping-Problem „weit über unsere Landesgrenze hinaus“ gehe.
„Doping ist ein globales Problem, nicht nur ein russisches“, so Mutko. So habe Kenia erst in den vergangenen Wochen ein Anti-Doping-Gesetz verabschiedet, und in China sei das Doping-Kontrolllabor in Peking suspendiert worden. Außerdem habe es TV-Berichte über Doping in Großbritannien und den USA gegeben.
Russland habe alles getan, was der Leichtathletik-Weltverband IAAF für eine Aufhebung der Suspendierung gefordert hatte. „Es wäre ungerecht, Änderungen und Maßnahmen zu verlangen, sie mit anzusehen und dann Russlands Athleten zu bestrafen“, meinte Mutko und warnte: Mit dem Ausschluss Russlands würde man die auf Einheit beruhenden Olympischen Spiele gefährden.
„Wir werden alles Menschenmögliche tun, um sicherzustellen, dass unsere Athleten Teil von sauberen, fairen und packenden Olympischen Spielen in Rio de Janeiro werden“, erklärte Mutko.
Eine unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur war nach einer Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass es in Russland ein flächendeckendes Betrugssystem in der Leichtathletik gab. Die IAAF will Mitte Juni über eine Aufhebung der Suspendierung Russlands und damit die Olympia-Teilnahme der Sportmacht entscheiden.
In dem Beitrag für die „Sunday Times“ geht Mutko nicht auf die in der vergangenen Woche publik gewordenen Enthüllungen über angeblich organisiertes Doping russischer Sportler während der Olympischen Winterspiele 2014 ein.