Oeser will WM-Medaille im Siebenkampf
Daegu (dpa) - Jennifer Oeser ist die Frau, die in die Kälte ging, um in der südkoreanischen Hitze eine WM-Medaille zu holen. „Die Messlatte liegt hoch und die Erwartungen an mich sind nun größer, aber ich werde um eine Medaille kämpfen“, sagte die Vizeweltmeisterin im Siebenkampf von 2009.
Im Bundesleistungszentrum Kienbaum war sie zur Vorbereitung ihrer „Medaillen-Mission“ sogar in die Kältekammer gegangen, obwohl Minus-Grade „nicht mein Ding sind“. Im Akklimatisierungs-Trainingslager auf der Insel Jeju musste die 27-jährige Polizeiobermeisterin erneut frösteln. Statt hoher Luftfeuchtigkeit gab es fast durchgehend Dauerregen, zudem fielen die letzten Übungseinheiten „im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser“, berichtete Jenny Oeser auf ihrer Website: „Wir konnten nur bedingt die technischen Disziplinen trainieren.“
Selbstbewusstsein für die WM tankte sie beim Meeting in Ratingen, wo sie mit 6663 Punkten ihre Bestleistung nur um 20 Zähler verfehlte und hinter Topfavoritin Jessica Ennis (Großbritannien) und der Russin Tatjana Tschernowa auf Rang drei der Weltrangliste kletterte. „Grundsätzlich sind Platz eins und zwei vergeben, aber im Siebenkampf ist alles möglich“, meinte Oeser und fügte kämpferisch an: „Die Karten werden neu gemischt. Sicher kann sich keiner fühlen.“ Als Dritte der Welt wolle sie „erst recht eine Medaille“.
Während die blonde Athletin 2009 bei der Heim-WM mit dem Silber-Gewinn für eine Überraschung sorgte und mit ihrem spektakulären Sturz im 800-Meter-Lauf zur sympathischen Stehauffrau wurde, gehört sie nun zum Favoritenkreis. „Es wird von Jahr zu Jahr schwerer. Die Erwartungen sind nun andere“, weiß die EM-Dritte von 2010. „Ich bin aber so ehrgeizig, da kann ich den Druck selbst nicht ausschalten.“
Mit der Medaillenvergabe werden im Daegu-Stadion dagegen die frühere EM-Dritte Lilli Schwarzkopf (Rhein-Wied) und Julia Mächtig (Neubrandenburg) wohl nichts tun haben. Für beide sind nach einjährigen Wettkampfpausen schon die WM-Tickets ein Erfolg gewesen. „Ich bin kein Fan von nur dabei sein wollen“, sagte Schwarzkopf, die einen Tag vor dem WM-Kampf ihren 28. Geburtstag feierte.
Bei der WM-Qualifikation in Ratingen hatte sie 6379 Punkte geholt. „Für mich ist es die vierte WM und ich würde sie gern dort beenden, wo ich einmal stand“, hofft die gebürtige Kirgisin, die ihre Bestleistung von 6536 Punkten vor drei Jahren aufstellte. Auch Julia Mächtig strebt nach zuletzt 6173 Zählern eine Steigerung an: „Die Punktzahl ist ausbaufähig.“