Olympia-Gold statt Diamond-League-Geld: Rio lockt Molitor

Düsseldorf (dpa) - Lieber Gold statt Geld: Für die weltbesten Leichtathleten hat die Diamond League im Olympia-Jahr nicht den ganz großen Glanz. „Es wäre natürlich schön, die Diamond League zu gewinnen, aber ich habe andere Prioritäten gesetzt“, sagte Speerwurf-Weltmeisterin Katharina Molitor.

Foto: dpa

Die 32 Jahre alte Leverkusenerin reist zwar mit den Stabhochspringerinnen Silke Spiegelburg und Martina Strutz zum Auftakt der Premium-Serie am Freitag nach Doha, richtet ihre Saison aber auf die Rio-Spiele aus.

„Das für mich wichtigste Ziel ist, eine ordentliche Leistung bei den deutschen Meisterschaften im Juni in Kassel abzuliefern“, erklärte Molitor mit Blick auf die letzte Olympia-Qualifikation. „Am besten mit dem Titelgewinn, der mit dem Erreichen der Norm von 62 Meter das Brasilien-Ticket garantieren würde.“

Schließlich ist ihre nationale Konkurrenz um Linda Stahl und Christina Obergföll bärenstark und der Kampf um einen der Startplätze am Zuckerhut hart. „Sicherlich werden im Speerwurf de Frauen mindestens vier Athletinnen die Norm schaffen“, sagte Molitor. Deshalb seien die deutschen Meisterschaften „der wichtigste Wettkampf der Saison“ vor Olympia.

Der Glanz der Diamond League ist nicht nur wegen Olympia matter als in den ersten Jahren seit der Gründung 2010. Die 14 Meetings auf vier Kontinenten umfassende Serie mit einer Gesamtdotierung von 8 Millionen Dollar (6,934 Millionen Euro) wird als willkommene Geldquelle geschätzt. „Ich weiß nicht, ob es sonst Veranstaltungen gibt, bei denen das Preisgeld einer Speerwerferin mit denen von Sprung und Sprint zu vergleichen sind“, meinte Molitor.

So kassiert vom Einzelsieger (10 000 Dollar) bis zum Achten (1000) jeder die gleiche Prämie wie auch die 32 Gesamtsieger (40 000 Dollar) nach den Finals in Zürich (1.9.) und Brüssel (9.9.). Zuschauermagnet Usain Bolt, für den das nur Kleingeld ist, wird vor Olympia nur einen Diamond-League-Auftritt haben - am 22. Juli in London. Der jamaikanische Supersprinter hat ohnehin nur ein Ziel: In Rio die Zahl seiner Olympiasieger um drei auf neun zu erhöhen.

Im „verflixten siebten Jahr“ der Serie macht sich Bolt rar, zudem nimmt die Kritik am Luxus-Produkt des Weltverbandes IAAF zu. Wie bindet man leistungsstarke Athleten enger an die Diamond League? Ist die Vielzahl der Meetings notwendig? Und ist es sinnvoll, wie 2015 geschehen, vier Tage nach der WM das erste Finale in Zürich auszutragen?

„Da kann man keine großen Leistungen mehr erwarten“, kritisierte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des deutschen Verbandes. Er fordert eine bessere Abstimmung des Wettkampfkalenders und mehr TV-Präsenz der Diamond League: „Die Leichtathletik spielt sich vorwiegend in Europa ab. Deshalb muss man für Fernsehübertragungen sorgen.“ Wenn Molitor im Hamad Bin Suhaim Stadium am Freitag in Doha den Speer fliegen lässt, können es Fans in Deutschland nur im Pay-TV-Kanal Eurosport 2 sehen.

Viele Probleme sind schon lange erkannt, getan hat sich bisher nicht viel. Neu ist 2016 nur, dass die Diamond League erstmals in Afrika Station macht - Rabat/Marokko (22.5.) ersetzt New York - und es ein überarbeitetes Punktsystem gibt. In diesem Jahr erhalten die ersten sechs Athleten jeder Disziplin im Rennen um den Gesamtsieg Zähler (vorher nur die ersten Drei). Erfolgreichste Deutsche ist Silke Spiegelburg mit drei Gesamterfolgen (2011 bis 2013).

„Zehn Meetings werden vor den Rio-Spielen stattfinden. Die Diamond League wird die Sportart Nummer eins bei den Olympischen Spielen in Szene setzen“, sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe. Der Brite hofft in der größten Krise des nach Korruption und dem Doping-Skandal in Russland reformbedürftigen Weltverbandes endlich wieder auf positive Schlagzeilen.