„Oma“ Daunay Marathon-Europameisterin

Zürich (dpa) - Heulend humpelte Sabrina Mockenhaupt von der Straße, Helfer hüllten sie in eine goldene Wärmeplane und brachten sie zum Medical Centre. Der Marathonlauf bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich ist für die 33-Jährige vom Traum zum Trauma geworden.

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„Ich wollte beißen, kämpfen, durchkommen - aber es ging nicht. Es tut mir unendlich leid“, jammerte die kleine Dauerläuferin nach der großen Enttäuschung. Bei Kilometer 23 wurden die Schmerzen im rechten Fußgelenk unerträglich. „Ich bin noch nie bei einem Marathon ausgestiegen“, versicherte sie. Beim EM-Auftakt war die Leicht-Athletin (45 Kilo) noch Sechste über 10 0000 Meter geworden.

Als „Mocki“ längst weg war, lief Christelle Daunay jubelnd ins Ziel: Die 39-Jährige holte das erste EM-Gold für Frankreichs Frauen auf der klassischen Strecke. Ihre Siegerzeit von 2:25:14 Stunden kann sich angesichts des schlechten Wetters auf dem sehr welligen Kurs sehen lassen. „Ich bin sehr zufrieden. Dieser Sieg krönt eine schöne Karriere mit der schönsten Medaille“, sagte die französische Rekordhalterin gleich auf sechs Laufstrecken: von den 10 000 Metern bis zum Marathon.

Zweite wurde wie bei der WM 2013 in Moskau die 38-Jährige Italienerin Valeria Straneo in 2:25:27 vor der portugiesischen Favoritin Jessica Augusto, die 2:25:41 Stunden benötigte. Titelverteidigerin Anna Incerti aus Italien wurde vier Jahre nach ihrem Triumph in Barcelona diesmal in 2:29:58 Sechste.

Das bittere Aus der 39-maligen deutschen Meisterin Mockenhaupt machte zugleich die Hoffnungen des deutschen Trios auf ein gutes Teamergebnis zunichte. Um in die Wertung zu kommen, müssen alle Drei über die Ziellinie. Dennoch war die in Zürich lebende Hamburgerin Mona Stockhecke mit Platz 22 und vor allem mit ihrer Zeit (2:35:44 Stunden) glücklich und zufrieden. Für Katharina Heinig, die Tochter des deutschen Bundestrainers Wolfgang Heinig, war Platz 28 in 2:40:11 Stunden ein Achtungserfolg.

Auch Mona Stockhecke weinte nach ihrem Heimspiel - aber Freudentränen. „Ich bin noch völlig überwältigt. Es ist alles aufgegangen - perfekt“, versicherte die promovierte Klima-Geologin, die „jeden Meter und jede Ecke“ des 42,195 Kilometer langen Kurses kennt. Die Liebe hatte sie einst von Hamburg nach Zürich verschlagen, am Samstag lief sie an ihrem Büro vorbei.

Erschöpft, aber glücklich war auch Katharina Heinig. „Am Anfang hat's viel Spaß gemacht, aber dann wurde es ganz harte Arbeit“, gestand die 24-Jährige aus Frankfurt. Aber sie hielt durch: „Beißen, kämpfen und Wille waren heute gefragt.“ Kollegin Mockenhaupt humpelte mittags durchs Teamhotel und hatte sich immer noch nicht beruhigt: „Ist doch Scheiße, ich hatte echt Luft für alles! Beim Marathon steigt man doch nicht aus.“