Ready to rock: US-Team selbstbewusst nach London
Eugene (dpa) - Sieben Weltjahresbestleistungen, ein Weltrekord und jede Menge Selbstvertrauen - die US-Leichtathleten fahren nach acht Tagen US-Trials gestärkt zu den Olympischen Spielen.
Zum Abschluss der Olympia-Ausscheidungen kam Weitsprung-Weltmeisterin Brittney Reese im Hayward Field von Eugene/Oregon auf in diesem Jahr noch unerreichte 7,15 Meter. Wallace Spearmon sprintete die 200 Meter in 19,82 Sekunden so schnell wie niemand 2012 - hatte aber einen um 0,3 Meter/Sekunden zu starken Rückenwind.
Die Titelkämpfe waren vor allem für die Sprinter ein Hort voller Hoffnungsschimmer. Seit 2008 stehen die US-Männer und Frauen klar im Schatten von Jamaikas Super-Läufern um Usain Bolt. In Eugene haben Justin Gatlin (9,80 Sekunden) über die 100 Meter und vor allem Allyson Felix bei ihrem 200 Meter-Fabellauf (21,69) jedoch eindrucksvoll die Muskeln spielen lassen und eine Kampfansage in die Karibik geschickt. „Wir wollen in London das ultimative Ziel erreichen und Gold gewinnen. Wenn uns auf dem Weg dahin drei Jamaikaner im Weg stehen, werden wir den Kampf aufnehmen“, tönte Gatlin.
Als die Amerikaner vor vier Jahren mit 23 Medaillen aus dem Pekinger Vogelnest heimkehrten, sprachen viele von einem Debakel. Vor allem, weil die Sprinter komplett leer ausgingen, Jamaika indes einen goldenen Sechser-Pack einfuhr. „Sie waren einfach hungrig“, sagt Andrew Valmon. Er ist der Chefcoach der Männer und soll zusammen mit seinem Frauen-Pendant Amy Deem das „Projekt 30“ in London erfolgreich umsetzen. Nach der Pleite von Peking hatte eine Experten-Kommission um Carl Lewis dieses Programm ins Leben gerufen. Sämtliche Strukturen wurden hinterfragt, fehlende Professionalität und Kommunikation sowie mangelnde Transparenz kritisiert.
Der damalige Generalsekretär des Leichtathletik-Verbandes, Doug Logan, hatte das Ziel ausgegeben „in London 30 saubere Medaillen zu gewinnen.“ Valmon sieht nun „viele Gelegenheiten, die 30 Medaillen einzufahren.“ Besonders angetan war der zweimalige Olympiasieger mit der 4x400 Meter-Staffel von Ashton Eatons Zehnkampf-Weltrekord (9039 Punkte), LaShawn Merritts Weltjahresbestleistung auf der Stadionrunde (44,12 Sekunden) sowie den 100 Meter Sprints von Gatlin und Tyson Gay. Allerdings, so Valmon, habe es auch „einige Missgeschicke gegeben.“ Zehnkampf-Olympiasieger Bryan Clay verpasste ebenso das London-Ticket wie 2004-Champion Jeremy Wariner über die 400 Meter.
Deem sieht das Frauen-Team als „großartigen Gruppe, die bereits olympische Erfahrung hat - das wird uns im Medaillenspiegel helfen“. Als Gold-Garantie gilt vor allem die Weltjahresbeste, Sanya Richards-Ross auf der 400 Meter-Distanz. Hinzu kommt die 4x400 Meter-Staffel. Doch die Amerikanerinnen sind längst nicht mehr nur im Sprint Weltklasse, sondern haben auch in den technischen Disziplinen wie Diskuswurf oder Kugelstoßen oder auf den Mittelstrecken (800 und 1500 Meter) beste Medaillen-Chancen.