Sprint um WM-Tickets: Gay gegen Gatlin und Co.
Eugene (dpa) - Usain Bolt macht bis zum 8. Juli Pause, Tyson Gay muss Gas geben: Der schnellste Mann der Welt kann in Kingston entspannt bei den Jamaika-Meisterschaften zuschauen, während sich seine Sprintrivalen aus den USA in Eugene um die WM-Tickets streiten.
Höhepunkt der US-Titelkämpfe von Donnerstag bis Sonntag sind die 100 Meter der Männer am Freitagabend. Die Auslese ist knallhart, die WM-Formel simpel: Aus einem Starterfeld von drei Dutzend qualifizieren sich nur drei Sprinter für den Einzelstart bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu/Südkorea vom 27. August bis 4. zu, September.
Gleich zehn schnelle Männer aus dem illustren Feld sind die 100 Meter in diesem Jahr schon in 10 Sekunden oder schneller gelaufen. Doch an Gay muss man erst mal vorbeikommen: Die WM-Qualifikation auf dem Hayward Field im US-Bundesstaat Oregon soll die Show des 28 Jahre alten Sprint-Stars werden. Keiner war im Vorjahr schneller als der Mann aus Florida (9,78 Sekunden) - nicht einmal Weltrekordler Bolt.
Und auch im WM-Jahr führt Ex-Weltmeister Gay die Saisonbestenliste schon wieder an: Doch nur bei idealen Bedingungen sind die 9,79 Sekunden, die der bullige Sprinter am 4. Juni in Clermont/Florida rannte, in Gefahr. Gay hat auch über die 200 Meter gemeldet, doch dem Erfolg auf der prestigeträchtigsten Sprintstrecke ordnet er alles unter: Nur das WM-Ticket zählt - und natürlich der vierte US-Titel über 100 Meter nach 2006, 2007 und 2008.
Vor allem Titelverteidiger Walter Dix (2011: 9,88) will Gay, dem dreimaligen Weltmeister von 2007, einen Strich durch die Rechnung machen. Doch die Augen der Fans dürften sich auch auf Justin Gatlin richten: Für den 29-Jährigen könnte „Track Town“ Eugene, das Leichtathletik-Mekka der Vereinigten Staaten, ein Ort der „Wiederauferstehung“ werden. Beim Diamond-League-Meeting gab der Olympiasieger von 2004 am 4. Juni nach Ablauf seiner vierjährigen Dopingsperre sein internationales Debüt. Die 9,97 Sekunden konnten sich zwar sehen lassen, doch den zweiten 100-Meter-Titel nach 2005 wird ihm die Konkurrenz nicht gönnen.
Olympiasieger und Weltmeister Bolt muss bei den Jamaika-Trials am Wochenende nicht starten - wie alle Einzel-Weltmeister von Berlin 2009 hat er vom Weltverband IAAF über 100 und 200 Meter eine Wildcard bekommen. Deshalb treten von den acht Einzel-Champions der Leichtathletik-Großmacht USA, die vor zwei Jahren in Berlin mit 22 Medaillen (10 Gold/6 Silber/6 Bronze) klar zur Nr. 1 avancierte, im Hayward Field nur drei in ihren Spezialdisziplinen an: die Weitspringer Dwight Phillips (Männer) und Brittney Reese (Frauen) sowie Kugelstoß-Hüne Christian Cantwell.