Staatsanwaltschaft Frankreichs ermittelt wegen WM-Vergabe
Paris (dpa) - Die französische Staatsanwaltschaft hat vorläufige Ermittlungen wegen der umstrittenen Vergabe der Leichtathletik-WM 2021 aufgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur AP.
Das Council des Weltverbandes IAAF hatte die Weltmeisterschaften im April dieses Jahres ohne vorheriges Bewerbungsverfahren an die Stadt Eugene im US-Bundesstaat Oregon vergeben, wo die Wiege des Sportartikelkonzerns Nike steht. „Wir haben Verdachtsmomente. Sonst würden wir keine Ermittlungen in die Wege leiten“, sagte einer der beteiligten Staatsanwälte der AP.
Treibende Kraft hinter der WM-Entscheidung war der damals noch amtierende IAAF-Präsident Lamine Diack, gegen den die französische Justiz mittlerweile Anklage wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Bestechlichkeit erhoben hat. Die neuen Ermittlungen wegen der WM 2021 richten sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegen bestimmte Personen und haben auch nichts mit dem bereits laufenden Verfahren gegen Diack zu tun.
Der neue IAAF-Präsident Sebastian Coe verteidigte das Votum für Eugene und vor allem die umstrittene Entscheidungsfindung am Donnerstag erneut. „Das war nicht das erste Mal. Wir haben vorher schon Städte ohne vorheriges Bewerbungsverfahren ausgewählt“, sagte der Brite der BBC. „23 von 25 Mitgliedern des Councils haben sich dafür entschieden, dass es für die Zukunft das Beste ist, mit einer Leichtathletik-WM in die USA zu gehen. Jeder Sport ist ganz versessen darauf, in den größten Sportmarkt der Welt hineinzukommen.“
Coe selbst ist im Zusammenhang mit der WM-Vergabe an Eugene ebenfalls ins Zwielicht geraten, weil er bis vor kurzem noch einen lukrativen Beratervertrag mit Nike besaß. Seine Tätigkeit für den Konzern beendete der Olympiasieger von 1980 und 1984 jedoch Ende November.