Storl vor Bartels: Wachablösung bei Kugelstoßern?
Biberach (dpa) - Jahrelang war Ralf Bartels nahezu unschlagbar im deutschen Kugelstoßen - bis ihn der 13 Jahre jüngere David Storl in dieser Saison gleich mehrfach besiegte. Viele sprechen von einer Wachablösung, doch Altmeister Bartels hat noch ein ganz großes Ziel.
Acht internationale Medaillen Ralf Bartels in seiner langen Karriere schon gewonnen, er ist damit einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathleten der vergangenen Jahre. Doch ausgerechnet in der WM-Saison droht nun die Wachablösung im deutschen Kugelstoßen: Im Schatten des Hallen-Europameisters hat Riesentalent Storl schon mit 20 Jahren den Vorstoß in die Weltspitze geschafft. „Für mich ist Storl der kommende Olympiasieger 2012“, sagt der ehemalige Weltrekordhalter Udo Beyer. „David wird schon in Daegu eine WM-Medaille holen.“ Nicht nur für den Olympiasieger von 1976 ist der Chemnitzer das neue „Wunderkind“ der deutschen Leichtathletik.
Bartels selbst gesteht offen und respektvoll ein: „Der Generationswechsel hat schon stattgefunden.“ Beim Meeting in Biberach wurde er nur Dritter, während Storl mit der zweitbesten Weite seiner Karriere (20,88 Meter) gewann. Bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig hatte der 20-Jährige den 33-Jährigen zum ersten Mal besiegt. Seit Beginn der Freiluft-Saison schaffte es Bartels nur noch einmal, den Spieß wieder umzudrehen.
Storl redet nicht gern über dieses Thema. „Ich will weiterstoßen als meine 21,03 Meter.“ Viel mehr sagt er über seine Ambitionen nicht. Dabei scheint der Erfolgsweg des 1,99 Meter großen und 115 Kilogramm schweren Sachsen, der schon mit neun Jahren die Angleittechnik beherrschte, vorgezeichnet. Bei der Hallen-EM in Paris gewann der Junioren-Weltrekordler Silber hinter Bartels. Bei der Team-EM in Stockholm besiegte er Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen) und Europameister Andrej Michnewitsch (Weißrussland).
Bartels dagegen sagt nach insgesamt 15 deutschen Meistertiteln und zehn Jahren in der Weltspitze: „Das Ende meiner Laufbahn ist absehbar.“ Abschreiben sollte man ihn aber nicht, der 138-Kilo-Koloss hat noch ein großes Ziel: die Olympischen Spiele 2012 in London. „Wenn ich gesund und konkurrenzfähig bin, möchte ich da noch einmal ein gutes Bild abgeben“, betont der Neubrandenburger.
Es ist bei ihm wie im Wettkampf: Die große Stärke des 33-Jährigen ist der letzte Versuch. Damit hat er schon einige Medaillen an sich gerissen, bei der WM 2009 in Berlin holte er mit 21,37 Metern noch Bronze. Bartels setzt auf seine Fähigkeit, sich auf den „Tag X“ zu konzentrieren, Storl erinnert er daran: „Davids Karriere verlief bislang nur bergauf. Er hat einige Jahre einfach übersprungen.“
Trotz aller sportlichen Konkurrenz und solch offener Worte verstehen sich beide aber sehr gut. Auch Storl erweist dem Altmeister großen Respekt: „Ralf wird schon noch weiterstoßen. Und bei Höhepunkten war er immer da.“