Überflieger gegen Unikum: Storl stürzt Bartels

Leipzig (dpa) - 140-Kilo-Koloss Ralf Bartels nahm die Niederlage leicht, 1,99-Meter-Mann David Storl fühlte sich wie ein kleiner König. „Das war Spannung pur. David hat einen erwischt, ich nicht“, sagte Bartels nach dem Kugelstoß-Krimi bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig.

Eine Fingerbreite entschied über Sieg und Niederlage: Junioren-Weltrekordler Storl wuchtete das 7,26 Kilo schwere Eisen 20,70 Meter weit, Serienmeister Bartels (20,68) konnte auch im letzten Versuch nicht mehr kontern. Erstmals bei Meisterschaften hatte der David aus Chemnitz den „Goliath“ aus Neubrandenburg, sein großes Vorbild, bezwungen.

„Ich freue mich, wenn ich Ralf schlage. Und ich denke, er wird sich etwas ärgern. Aber im nächsten Wettkampf kann er mich wieder schlagen“, meinte Storl. „Wenn sich das so hochschaukelt, ist das doch nur gut.“ Der 20-Jährige gilt bei den starken Männern als Jahrhundert-Talent, in der Leipziger Arena wurde er seinem Ruf erneut gerecht.

Dabei plagte ihn von September bis Weihnachten das Pfeiffersche Drüsenfieber, sein Comeback hat den Junioren-Weltmeister von 2008 selbst verblüfft. „Das war mein erster Wettkampf in diesem Jahr. Mir haben im ersten Versuch noch etwas die Knie gezittert. Das es so gut klappt, habe ich nicht gedacht“, gab Storl zu.

„David ist ein absoluter Überflieger“, sagt Herbert Czingon, Cheftrainer „Field“ im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Auf lange Sicht traut er Storl sogar den Weltrekord zu, den Randy Barnes (USA) seit fast 21 Jahren mit 23,12 Meter hält. Der EM-Fünfte Storl steht derzeit bei 20,77 Meter - auch für Czingon nur eine Durchgangsstation. „Wenn sich alles normal entwickelt, wenn er gesund bleibt und den Spaß behält, dann kann er Grenzen überwinden.“

Genau das konnte Routinier Bartels in der Leipziger Arena nicht. „Der Körper stimmt, das war reine Kopfsache: Wenn ich mit der Brechstange rangehe, dann geht das nach hinten los“, erklärte der 33 Jahre alte Mecklenburger, für Czingon in „gewisser Weise ein Unikum“ und eine starke Persönlichkeit. Bartels bleibt mit 20,91 Meter in diesem Jahr der beste Europäer, doch „Kronprinz“ Storl ist dicht dran. Überflieger gegen Unikum - bei der Hallen-EM in Paris (4. bis 6. März) steigt das nächste Duell.