Vorbild für Mockenhaupt: Pavey mit 40 Europameisterin

Zürich (dpa) - Der historische EM-Sieg der 40 Jahre alten Britin Jo Pavey machte Deutschlands dominierender Dauerläuferin Sabrina Mockenhaupt Mut. „Das gibt Hoffnung“, sagte die 33-Jährige gut gelaunt nach dem 10 000-Meter-Lauf in Zürich.

Mit ihrem sechsten Platz war 39-malige deutsche Meisterin von der LG Sieg hoch zufrieden, auch wenn ihre Jagd nach einer internationalen Medaille erneut erfolglos blieb. Dass selbst im fortgeschrittenen Leichtathletik-Alter noch einiges möglich ist, zeigte ihr die zweifache Mutter Pavey, die sich zur ältesten Europameisterin der Leichtathletik krönte.

„Mein Baby ist gerade elf Monate geworden, aber ich bin entspannt und glücklich“, sagte die EM-Zweite von 2012 nach ihrem Erfolg in 32:22,39 Minuten. „Ich denke, eine beschäftigte Mutter zu sein, hat mir mehr Ausdauer gegeben.“

Seit ihrer ersten WM-Teilnahme 1997 ist sie zwar bei allen ihren Titelkampf-Starts mindestens in ein Finale gekommen, nie aber ganz oben auf das Treppchen. 2009 unterbrach sie ihre Karriere, weil sie schwanger war und ihren Sohn Jacob zur Welt brachte. Im vergangenen Jahr gebar sie ihre Tochter Emily, die sie bis April noch stillte. „Ich genieße es, aber es war ein langer Weg“, meinte Pavey, die auch noch am Donnerstag über 5000 Meter antreten will.

Sabrina Mockenhaupt hat sogar ein noch härteres Stück Laufarbeit zu bewältigen. Am Samstag geht sie auch im Marathon an den Start. „Da sehen wir mal, wie es geht“, meinte die Siebte des Marathons von New York im November 2013. Die Vorbereitung auf beide Strecken war für sie ein Spagat. „Ich habe für den Marathon lange Läufe gemacht, in den vergangenen Wochen bis 190 Kilometer die Woche trainiert“, berichtete das 1,55 Meter kleine Energiebündel. „Vielleicht hat deshalb der Speed am Ende gefehlt.“

Über die zehn Kilometer im Letzigrund-Stadion ging es ordentlich zur Sache. „Das war ganz schön hart. Ich bin bestimmt dreimal in den Innenraum geschubst worden“, sagte Mockenhaupt, die ihre vielen Ratscher und Wunden an Knie und Schienbein aber kaum spürte: „Ich habe soviel Adrenalin in mir. Da fühlt man keinen Schmerz, aber die Physiotherapeuten haben nun viel Arbeit.“

Dafür war sie etwas traurig, nicht auch einmal so ein Glücksmoment wie Jo Pavey erwischt zu haben. „Man erhofft sich irgendwann, wenn man so lange dabei ist, eine Medaille“, meinte die älteste deutsche Ausdauerläuferin im Nationalteam. „Ich bin aber dennoch happy und stolz auf mich.“

Ein Ende der Karriere der Berufssportlerin ist aber lange noch nicht in Sicht. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro will sie aber ebenso wie bei der Heim-EM 2018 in Berlin nur im Marathon an den Start gehen - und vielleicht doch noch eine Medaille gewinnen. Dann wäre sie noch immer jünger als Mama Pavey jetzt.